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Cirkus Maximum - Tour 2013
www.cirkusmaximum.se ; 75 Showfotos

Huddinge, 28. April 2013: Vor 30 Jahren gründete Bengt Källquist seinen eigenen Circus. Minimum nannte der damals 25-Jährige sein Unternehmen, welches die erste Saison 1983 in einem 22-Meter-Chapiteau bestritt. Der Circus wuchs, und so wurde folgerichtig 1989 der Name angepasst. Als Cirkus Maximum reist dieses schwedische Vorzeigeunternehmen seitdem. Das Jubiläum wird natürlich gefeiert, was sich auch im Titel der aktuellen Show widerspiegelt: „Celebration!“ lautet er. Das Geburtstagsständchen singt Källquist im Opening mit allen Mitwirkenden selbst, selbstverständlich live.

Geniale Unterstützung erhält er dabei vom perfekt spielenden Orchester. Die neun Musiker begleiten die gesamte Show, was diese - ebenso wie das stimmige Lichtdesign – deutlich in der Wirkung unterstützt. Zum äußerst positiven Gesamterlebnis trägt ebenfalls der enorm flüssige Ablauf bei, der dem Programm ein hohes Tempo gibt. Kern sind natürlich die engagierten Artisten, Tierlehrer und Clowns. Hier legt Källquist auch 2013 Wert auf Qualität und Ausgewogenheit. Es ist eine gelungene Mischung aus allem, was zum klassischen Circus gehört (und in Skandinavien noch erlaubt ist). Einzig die Abfolge der Nummern erscheint nicht in allen Punkten sinnvoll. So sind beide Luftnummern im zweiten Teil zu sehen, folgt auf eine Einlage der Clowns gleich eine weitere mit komischem Charakter.


Duo Bobylev

Letzteres mag sicherlich daran liegen, dass es bei Celebration viele heitere Darbietungen gibt. Allen voran sind da die Bobylev zu nennen. In vier Auftritten glänzen Alexey und Olga mit artistischem, ganz besonders aber komödiantischem Können. Immer wieder phänomenal ist ihr Tischtennis-Match, bei dem sie die Bälle auf ungewöhnliche Art und Weise über die Platte spielen. Zum Schluss jongliert Alexey die kleinen Zelluloidkugeln mit dem Mund. Für turbulenten, feuchten Spaß sorgt seine Wasserschlacht mit Jungs aus dem Publikum, die dabei in Schweden genauso viel Spaß haben wie etwa in Monte Carlo oder im Kronebau. Ferner zeigen die Bobylev ihre „Zweiteilung“ und das Schwanensee-Ballett. Ein Wirbelwind auf dem Trampolin ist Costin (Bellu). Als Requisiteur hilft er zunächst beim Aufbau seines Arbeitsgeräts. Aus dem Manegenhelfer wird aber schnell ein Manegenstar. Costin ist nicht ohne Grund Pausennummer. Kaum einer zeigt die Kapriolen an Sprungturm und Trampolin derzeit spritziger, eleganter und witziger.


Ingo Stiebner, Rosi Hochegger

Immer für einen Spaß – und einen Fisch – zu haben sind die Seelöwen von Ingo Stiebner. Gerne foppen die beiden Tiere ihren Trainer und zeigen die Tricks nicht, wenn sie es sollen, sondern genau in dem Moment, in dem Stiebner es nicht sieht. Oder aber sie knutschen ihn von rechts und links gleichzeitig ab. Originell zudem, wenn eines der Tiere den als Belohnung gereichten Fisch nicht selbst verspeist, sondern zum Kollegen bringt und diesem zum Verzehr überreicht. Die Hunde von Rosi Hochegger erscheinen zu ihren Tricks aus einer Häuserkulisse. Die Vierbeiner sind mit vollem Einsatz bei der Sache. Und wenn das einmal nicht der Fall ist, wird der Hund eben mittels Luftpumpe wieder „in Form“ gebracht. Der „Kleine Onkel“ darf in diesem Jahr nicht ins Bett gehen. Stattdessen zeigt das weiße Pferd mit den braunen Punkten unter Hocheggers Anleitung eine Einzelfreiheit mit Schulschritten.


Anton Frank

Gleich acht gescheckte Pferde im kleineren Format führt im Anschluss Anton Frank vor. Die Ponys fegen unter seiner Anleitung nur so durch die Manege. Das ist nicht nur für die Kinder ein Riesenspaß. Zudem bilden sie eine Art „Polonaise“, wenn jeweils drei Ponys ihre Vorderhufe auf den Rücken des vor ihnen stehenden Tieres legen. Die Ponys gehören übrigens dem Circus Maximum. Gleiches gilt für die beiden Elefanten. Anton Frank kennt sie allerdings schon länger, wurden sie doch von seinem Vater Johnny May erworben. Die eindrucksvolle indische Elefantendame Dunja sah ich 1988 mit May beim Circus Carl Busch der Familie Scholl. Nun ist sie zusammen mit einer Afrikanerin zu erleben. Wenngleich es gemeinsame Tricks zu sehen gibt, werden die Aktionen zumeist einzeln präsentiert. So zeigt etwa Dunja einen Rüsselstand und Daela das Hochsitzen.

Four Men, Duo Volkov, Duo Vanegas

Damit nicht genug der Tiere. Einen Hund als Partner hat sich bekanntlich Glen Nicolodi ausgesucht. Genauso wie sein Herrchen, läuft dieser auf den Vorderpfoten bzw. Händen mehrere Treppenstufen hinab. Allerdings schafft nur Nicolodi diese Übung auch im Einarmer. Anders als Formationen wie Seaworld oder Atlantis haben die Four Men ihren Auftritt nicht unter, sondern auf dem Wasser angesiedelt. Als Matrosen gekleidet, zeigt das Quartett zur passenden Musik ebenfalls Handvoltigen und Menschentürme mit Handstandelementen. Das Duo Volkov arbeitet, ganz der russischen Schule verpflichtet, eine leistungsstarke Kür an mit Griffen versehenen Ketten, die letztendlich wie Strapaten genutzt werden. Nach Lateinamerika schließlich geht es mit dem gegenüber dem letztjährigen Engagement bei Arlette Gruss auf einer Position neu besetzten Duo Vanegas. Noch immer arbeiten sie sehr rasant. Höhepunkt ist der Salto auf der Außenseite des rotierenden Rades.

Zum folgenden Finale versammeln sich alle Mitwirkenden in der Manege. Die Verabschiedung liegt natürlich bei Direktor Bengt Källquist, der uns zudem durch die Show begleitet hat. Somit endet ein durch und durch gelungenes Jubiläumprogramm, welches klassischen Circus auf durchweg hohem Niveau bietet. Dies alles präsentiert auf der Höhe unserer Zeit. Abschließend sei erwähnt, dass das Material des Cirkus Maximum trotz vieler Kurzgastspiele ein äußerst gepflegtes und hochwertiges Bild abgibt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch