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Horror-Circus - Tour 2013
www.horror-circus.net ; 60 Showfotos

Wiesbaden, 9. April 2013: Die kalte, düstere Stimmung auf dem Festplatz Gibber Kerb in Wiesbaden passt. Sie ist fast schon selbst ein wenig gruselig. Der Schritt hinein in die Welt des Horror Circus erscheint da gar nicht mehr so groß. Nach Durchschreiten des Eingangstores wird der Gast von allerlei schaurigen Gestalten begrüßt, die ihn auf die im Chapiteau gezeigte Show einstimmen. Die meisten dieser „Erschrecker“ arbeiten übrigens auf freiwilliger Basis und aus Spaß für den Circus. Sie sind nicht fest engagiert, aber trotzdem mit vollem Einsatz bei der Sache.

Die eigentliche Produktion „Er will doch nur spielen“ hingegen wird durchweg von Profis bestritten. Nicht nur das. Sie ist zudem sehr kurzweilig und ohne Längen in Szene gesetzt. Kleinere Horror-Einlagen zwischen den einzelnen Nummern sorgen dafür, dass es keine unnötigen Pausen gibt. Die Macher hinter dem Horror-Circus sind Dana Fischer sowie ihr Lebensgefährte Giovanni Riedesel. Beide entstammen traditionellen Circusfamilien und haben sich entschlossen, ihren eigenen, ungewöhnlichen Weg zu gehen. Sie waren es, die das etwa in Spanien und England bereits erprobte Grundkonzept nach Deutschland importierten und nun schon seit einiger Zeit damit reisen.


Opening, Alexandra Sazonova, Crazy White Sean

Giovanni Riedesel ist es auch, der nun die wenigen Ansagen macht. Er spricht dabei, wie im vergangenen Jahr Alex Ramien, in eine abgerissene, blutige Hand. Damit passt er bestens in das Sammelsurium skurriler Gestalten, die sich zu Beginn in der Manege versammeln. Eine wunderbare Nummer am Luftring eröffnet das artistische Programm. Alexandra Sazonova zeigt schöne Figuren und fliegt elegant durch die Luft. Um diesen an sich sehr sinnlichen Auftritt Horror-tauglich zu machen, ist die Musikbegleitung entsprechend gewählt. Die ist durchaus härterer Machart und kommt des öfteren von Rammstein. Nicht nötig ist eine Anpassung der Aufmachung bei Crazy White Sean. Im Gegenteil: Wie Dana Fischer erzählt, wurde entschieden, die härtesten Einlagen aus seinem Repertoire nicht zu zeigen. Nichtsdestotrotz beschließt der bärtige Freak mit reichlich tätowiertem Oberkörper seinen ersten Auftritt damit, dass er einen Feuerwerkskörper zündet und sich in den Hintern steckt, wo er dann explodiert. Davor steckt er sich unter anderem einen Kleiderbügel durch die Nase und tackert sich fröhlich Zeitungsausschnitte ins Gesicht.


Katja Sazonova, Tibo Riedesel, Tashkenbaev

Das Gesicht weiß geschminkt, die Augen blutig, so präsentiert Katja Sazonova ihre Hula Hoop-Artistik im dunklen Outfit. Nachdem sie variantenreich die Reifen um ihren Körper kreisen ließ, wird sie von zwei finsteren Typen am Boden mit dem Messer „bearbeitet“. Auf einem Motorrad kommt Alfredo in die Manege, um seine Künste als Messerwerfer zum besten zu geben. Anstatt des Clowns aus dem Ensemble muss sich ein Zuschauer an das Brett stellen. Nachdem ihm die Augen verbunden wurden, klappt das gefährliche Unterfangen natürlich perfekt. Zu flotter Musik darf Tibo, der Bruder von Giovanni Riedesel, seine Jonglagen zeigen. Dafür ist sein Gesicht wild geschminkt und das Shirt blutverschmiert. Hinsichtlich der Requisiten deckt er nahezu die ganze Bandbreite des Genres ab. Er startet mit Bällen und endet mit Fackeln. Ein dämonisch aussehender Mann lockt danach ein junges Mädchen unter die Kuppel. Dies ist der Auftakt der Hochseilnummer der Tashkenbaev, die derzeit im Duo arbeiten. Nichte Alexandra fährt mit dem Einrad über das Seil und macht in luftiger Höhe einen Spagat. Ihr Onkel überspringt sie und trägt sie zum Schluss auf den Schultern über das Seil.


Katja Sazonova, Tibo Riedesel, Gina

Katja Sazanova eröffnet den zweiten Teil. Von düsteren Typen bedroht, entschwebt sie dem Bett an roten Tüchern. „Der blutrote Traum vom Fliegen“, so nennen die Macher die Luftnummer. Es werden die typischen Tricks dieses Genres gezeigt. Durch den Einsatz von Kunstblut auf dem Kostüm und rund um die Augen sowie die entsprechende Musik wird daraus wiederum ein ganz spezieller Auftritt. Sogar der Klassiker mit dem Verknoten von vier Zuschauern auf Stühlen wird hier im Horror-Style gezeigt. Giovanni Riedesel ist dabei, unterstützt von einem Maskenträger, am Werk. Auch Rola Rola sowie Antipodenspiele sind in vielen traditionellen Circusprogrammen zu sehen. Beim Horror-Circus werden sie von Tibo Riedesel und Gina dargeboten. Tibo erleben wir nochmals in der Aufmachung seiner Jongleurnummer. Gina gibt den Vamp mit blutigem Auge. Besonders interessant bei der Rola Rola-Darbietung ist das Stapeln von Brettern auf jeweils vier Bechern. Würfel, Ball und Feuerkreuz sind die Requisiten der Antipodenspiele.

Crazy White Sean, "Teufel" Thomas Frank, Los Nablinos

Dazwischen tritt nochmals Crazy White Sean auf. Diesmal „erfreut“ er uns damit, dass er sich Spritzen in diverse Körperteile und einen Nagel in die Nase steckt. Auch Regenwürmer und anderes Getier sind vor ihm nicht sicher. Eine diabolische Feuershow zeigen Diana und Thomas Frank, alias „Teufel & Teufel“. Sehr originell und effektvoll wird in ihrer Show mit Feuer hantiert. Fackeln werden mit dem Mund gelöscht und der Hand berührt. Natürlich spuckt Thomas Frank am Ende meterhohe Feuersäulen unter die Kuppel. Zwei Teufelskerle in einem anderen Sinne sind Los Nablinos, Nicko Ricks und William Pattino. In rasantem Tempo jagen sie über das Todesrad. Atemberaubend sind dabei ihre Sprünge auf dem Rad, und dies sowohl mit als auch ohne Sprungseil.

Die Show wird von einem Finale mit allen Mitwirkenden beschlossen. Auch wenn die Besetzung nicht mehr ganz so stark ist wie jene, die wir ein Jahr zuvor in Mainz erlebten (unter anderem mit Alex Ramien, Chris Kiliano und Roman Konanchuk), so bietet der Horror-Circus wiederum ein ganz besonderes Erlebnis. Dies vor allen Dingen mit der sehr speziell aufgemachten Show, dem flotten Ablauf und einem echten Freak.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch