Die
eigentliche Produktion „Er will doch nur spielen“ hingegen wird
durchweg von Profis bestritten. Nicht nur das. Sie ist zudem sehr
kurzweilig und ohne Längen in Szene gesetzt. Kleinere Horror-Einlagen
zwischen den einzelnen Nummern sorgen dafür, dass es keine unnötigen
Pausen gibt. Die Macher hinter dem Horror-Circus sind Dana Fischer
sowie ihr Lebensgefährte Giovanni Riedesel. Beide entstammen
traditionellen Circusfamilien und haben sich entschlossen, ihren
eigenen, ungewöhnlichen Weg zu gehen. Sie waren es, die das etwa in
Spanien und England bereits erprobte Grundkonzept nach Deutschland
importierten und nun schon seit einiger Zeit damit reisen.
Opening, Alexandra Sazonova, Crazy White Sean
Giovanni
Riedesel ist es auch, der nun die wenigen Ansagen macht. Er spricht
dabei, wie im vergangenen Jahr Alex Ramien, in eine abgerissene,
blutige Hand. Damit passt er bestens in das Sammelsurium skurriler
Gestalten, die sich zu Beginn in der Manege versammeln. Eine wunderbare Nummer am Luftring eröffnet das artistische Programm.
Alexandra Sazonova zeigt schöne Figuren und fliegt elegant durch die
Luft. Um diesen an sich sehr sinnlichen Auftritt Horror-tauglich zu
machen, ist die Musikbegleitung entsprechend gewählt. Die ist durchaus
härterer Machart und kommt des öfteren von Rammstein. Nicht nötig ist
eine Anpassung der Aufmachung bei Crazy White Sean. Im Gegenteil: Wie
Dana Fischer erzählt, wurde entschieden, die härtesten Einlagen aus
seinem Repertoire nicht zu zeigen. Nichtsdestotrotz beschließt der
bärtige Freak mit reichlich tätowiertem Oberkörper seinen ersten
Auftritt damit, dass er einen Feuerwerkskörper zündet und sich in den
Hintern steckt, wo er dann explodiert. Davor steckt er sich unter
anderem einen Kleiderbügel durch die Nase und tackert sich fröhlich
Zeitungsausschnitte ins Gesicht.
Katja Sazonova, Tibo Riedesel, Tashkenbaev
Das
Gesicht weiß geschminkt, die Augen blutig, so präsentiert Katja
Sazonova ihre Hula Hoop-Artistik im dunklen Outfit. Nachdem sie
variantenreich die Reifen um ihren Körper kreisen ließ, wird sie von
zwei finsteren Typen am Boden mit dem Messer „bearbeitet“. Auf einem
Motorrad kommt Alfredo in die Manege, um seine Künste als Messerwerfer
zum besten zu geben. Anstatt des Clowns aus dem Ensemble muss sich ein
Zuschauer an das Brett stellen. Nachdem ihm die Augen verbunden wurden,
klappt das gefährliche Unterfangen natürlich perfekt. Zu flotter Musik
darf Tibo, der Bruder von Giovanni Riedesel, seine Jonglagen zeigen.
Dafür ist sein Gesicht wild geschminkt und das Shirt blutverschmiert.
Hinsichtlich der Requisiten deckt er nahezu die ganze Bandbreite des
Genres ab. Er startet mit Bällen und endet mit Fackeln. Ein dämonisch
aussehender Mann lockt danach ein junges Mädchen unter die Kuppel. Dies
ist der Auftakt der Hochseilnummer der Tashkenbaev, die derzeit im Duo
arbeiten. Nichte Alexandra fährt mit dem Einrad über das Seil und
macht in luftiger Höhe einen Spagat. Ihr Onkel überspringt sie und trägt sie zum Schluss auf den Schultern über das Seil.
Katja Sazonova, Tibo Riedesel, Gina
Katja
Sazanova eröffnet den zweiten Teil. Von düsteren Typen
bedroht, entschwebt sie dem Bett an roten Tüchern. „Der blutrote Traum
vom Fliegen“, so nennen die Macher die Luftnummer. Es werden die
typischen Tricks dieses Genres gezeigt. Durch den Einsatz von Kunstblut
auf dem Kostüm und rund um die Augen sowie die entsprechende Musik wird
daraus wiederum ein ganz spezieller Auftritt. Sogar der Klassiker mit
dem Verknoten von vier Zuschauern auf Stühlen wird hier im Horror-Style
gezeigt. Giovanni Riedesel ist dabei, unterstützt von einem
Maskenträger, am Werk. Auch Rola Rola sowie Antipodenspiele sind in
vielen traditionellen Circusprogrammen zu sehen. Beim Horror-Circus
werden sie von Tibo Riedesel und Gina dargeboten. Tibo erleben wir
nochmals in der Aufmachung seiner Jongleurnummer. Gina gibt den Vamp
mit blutigem Auge. Besonders interessant bei der Rola Rola-Darbietung
ist das Stapeln von Brettern auf jeweils vier Bechern. Würfel, Ball und
Feuerkreuz sind die Requisiten der Antipodenspiele.
Crazy White Sean, "Teufel" Thomas Frank, Los Nablinos
Dazwischen
tritt nochmals Crazy White Sean auf. Diesmal „erfreut“ er uns damit,
dass er sich Spritzen in diverse Körperteile und einen Nagel in die
Nase steckt. Auch Regenwürmer und anderes Getier sind vor ihm nicht
sicher. Eine diabolische Feuershow zeigen Diana und Thomas Frank, alias
„Teufel & Teufel“. Sehr originell und effektvoll wird in ihrer Show
mit Feuer hantiert. Fackeln werden mit dem Mund gelöscht und der Hand
berührt. Natürlich spuckt Thomas Frank am Ende meterhohe Feuersäulen
unter die Kuppel. Zwei Teufelskerle in einem anderen Sinne sind Los
Nablinos, Nicko Ricks und William Pattino. In rasantem Tempo jagen sie
über das Todesrad. Atemberaubend sind dabei ihre Sprünge auf dem Rad, und dies sowohl mit als auch ohne Sprungseil.
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