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Cirkus Dannebrog - Tour 2013
www.cirkusdannebrog.dk ; 67 Showfotos

Kopenhagen, 31. August 2013: In die „gute alte Zeit“ nimmt uns der Cirkus Dannebrog mit. Führte uns die Reise im vergangenen Jahr noch nach Afrika, bleiben wir 2013 in Europa. Dafür geht es viele Jahre in die Vergangenheit zurück, eben in „De Gode Gamle Dage!“. So verspricht es der Programmtitel. Wer Dannebrog kennt, weiß, dass dieses Motto konsequent umgesetzt wird. So entstand wiederum eine ungeheuer liebevolle, detailreiche Show, die eben den Circus vergangener Tage feiert. Dies natürlich mit Artisten von heute, die aber wunderbar in das Gesamtkonzept integriert werden.

Sie sind zudem Bestandteil von großen Szenen des Ensembles. Eine solche gibt es gleich zu Beginn. Einige der Musikanten aus dem hervorragend spielenden Orchester von Tino Aeby ziehen durch den Zuschauerraum in die Manege ein. Dort werden sie vom Circusdirektor in Zylinder und rotem Frack begrüßt. Freddy Steckel verkörpert ihn stilecht. Während die um eine Violinistin ergänzten Musiker in diesem Jahr erstmals auf der Bühne Platz nehmen, dirigiert Steckel mit seiner Flüstertüte das Geschehen in der Manege. Kleine Circuswagen fahren herein, ein Vorhang wird aufgebaut, davor nehmen Kinder in historischen Kostümen Platz, die mit Popcorn versorgt werden. Darüber ist das Dach eines Chapiteaus gespannt. Durch den Vorhang erscheint Agnete Louise Enoch in einem prächtigen Kleid. Wir kennen sie als Sprechstallmeisterin. Wie gewohnt begrüßt sie das Publikum. Sowohl das in der Manege als auch jenes auf den Rängen. Dann werden Pyramiden gebaut, ein starker Mann tritt auf, und ein Feuerspucker zeigt seine Künste.


Pieric, Alexandra Saabel, Mustache Brothers

Einer aber fehlt noch: Pieric. Der französische Clown betritt das Chapiteau und will sich der Compagnie anschließen. Während der Direktor etwas skeptisch ist, vermittelt Weißclown Dennie Enoch. Pieric fährt sogleich mit einem Motorrad herein, im Beiwagen hat er ein weißes Pony dabei. Aus einem angehängten Wagen purzeln nach und nach viele weitere hinaus. Somit ist die Manege bald voll mit weißen und schwarzen Ponys, die von Pieric dirigiert werden Zum Schluss kommt gar noch ein Esel hinzu. Als danach eine wahre Circusprinzessin auf der Bühne steht, sind sowohl der Direktor als auch Pieric hin und weg. Es ist Alexandra Saabel, die ihre trickstarke und elegante Handstand-Equilibristik auf einem neue Requisit arbeitet. Weniger elegant geben sich die Mustache Brothers, die nach einer kurzen Einlage von Pieric an einem Tisch arbeiten. Die komische Kaskadeurs-Nummer von Nelson Calvacante sowie Bruno Fratani ist artistisch sehr stark. Zudem haben die sympathischen Brasilianer ein perfektes Timing und offensichtlich viel Humor. Somit erleben wir schwungvolle Eskapaden mit vielen rasanten Kunststücken.


Familie Saabel, Fratelli Curatola, Pieric

Während Pieric unter Aufsicht von Freddy Steckel das Publikum auf den Rängen unterhält, entsteht in der Manege eine arktische Szenerie. Auf den Podesten aus Eis nehmen die Schlittenhunde (sibirische Huskys und Samojeden) der Familie Saabel Platz. Alexandra und Kelly sowie ihre Mutter Tiziana führen die Tiere in prächtigen Eskimo-Kostümen vor. Die Hunde springen in den verschiedensten Variationen, toben sich auf einer Rutsche aus und ziehen eine ihrer Vorführerinnen im Schlitten. Vier weibliche Bewunderinnen haben die Fratelli Curatola. Die Damen in blauen Kleidern folgend der kraftvollen Hand-auf-Hand-Nummer von Guiseppe und Emanuel gebannt von den Stufen der Bühne aus, nachdem sie die Brüder bereits zuvor in der Manege umgarnt hatten. Ihr Auftritt ist gewohnt schwungvoll, zumal sie nicht nur statische Figuren im Repertoire haben, sondern zudem kleine Flugsequenzen des Obermanns. Im Trockeneisnebel beginnt die Freiheit von fünf weißen Arabern, die Bernhard Kaselowsky im schwarzen Frack vorführt. Die vom Pferdepalast übernommenen Vierbeiner zeigen unter seiner Anleitung ein abwechslungsreiches Programm, welches in mehreren Steigern seinen Abschluss findet. Mit nur einem Pferd – es weist zudem einen beachtlichen Stoff-Anteil aus – bittet Pieric zur Pause. Ein Junge aus dem Publikum auf dem Pferderücken hilft ihm dabei ebenso wie das Ballett in Pferdekostümen. Es sind jene Outfits, die wir im vergangenen Jahr bei Herman Renz in den Niederlanden sehen konnten.


Dias Brothers, Allison Togni, Familie Saabel

Der zweite Teil beginnt wiederum mit einem großen Schaubild. Zigeuner tanzen ausgelassen durch die Manege, die Violinistin spielt, eine junge Dame hängt Wäsche auf – es gibt noch viele weitere Details zu entdecken. Auf einem großen Tisch ist bereits eine Trinka aufgestellt. Sie dient sogleich den Dias Brothers als Requisit für ihre Ikarischen Spiele. „Das werden mal ganz Große“, sagte Agnete Louise Enoch nach der Vorstellung zu uns. Diese Einschätzung teilen wir uneingeschränkt. Schon jetzt ist es faszinierend, was insbesondere die beiden älteren der drei Brüder aus Portugal draufhaben. Die Tricks von Ruben und Ivan sind einfach grandios. Auch Christiano zeigt bereits Beachtliches. Hinzu kommt der Bonus der Jugend. Ihre Präsentation ist ebenfalls schon sehr sehenswert, lediglich bei Kostümauswahl und Haarschnitt wären mit wenig Aufwand Optimierungen möglich. Eine Luftnummer an Tüchern von Allison Togni leitet über zum spanischen Schaubild der Familie Saabel, an dem nun neben den bereits zuvor in der Manege präsenten Damen auch Vater Bernhard teilnimmt. Während die anderen Familienmitglieder Elemente der Hohen Schule reiten, tanzt Alexandra dazu im Manegensand. Wie von den Saabels gewohnt, sind die Kostüme wiederum sehr prächtig. So wird das Zuschauen insgesamt zu einer wahren Augenweide.

Finale
 
Bernhard Kaselowsky bleibt als Vorführer der afrikanischen Elefantendame Ramboline in diesem Jahr im Hintergrund. Der große Dompteur ist nun Pieric, der in einem liebevollen Spiel zwischen Mensch und Tier einen ganz besondere Akzent setzt. Es ist ein harmonisches Bild mit vielen Kunststücken, in das zudem die Mustache Brothers eingebunden sind. In einem großen Satz springen sie von der Bühne aus über den Elefanten. Spektakuläre Luftnummern haben in den Programmen von Dannebrog immer einen ganz besonderen Stellenwert. Für 2013 waren ursprünglich die Tereshchenko am Fangstuhl vorgesehen. Nachdem diese allerdings direkt nach Saisonstart wieder abreisten, musste schnell Ersatz gefunden werden. Mit den Mesa Brothers auf dem Hochseil ist dies gelungen. Die beiden Kolumbianer arbeiten ohne Sicherung das komplette Repertoire vom Überspringen des Partners bis hin zum Lauf im Zwei-Mann-Hoch. Interessant ist auch die Fahrt auf einem kleinen Fahrrad über das Seil. In der Manege gibt es dann zur Entspannung etwas fürs Herz. Denn dort findet während des Finales Pieric zu seiner Circusprinzessin Alexandra Saabel. Es ist ein passender Ausklang, bei dem sich natürlich nochmals alle Mitwirkenden präsentieren. Die Abschiedsworte spricht Agnete Louise Enoch. Sie sagt dem Publikum des Cirkus Dannebrog „Auf Wiedersehen“.

Ein solches Wiedersehen wird es ganz bestimmt im kommenden Jahr geben, wenn „Dänemarks Nationalcirkus“ wiederum in Kopenhagen gastiert. Dann natürlich mit einer komplett neuen Show. Durch seine liebevolle, aufwendige Programmgestaltung hat sich Dannebrog ein unverwechselbares Profil gegeben. So gewinnt und hält man ein treues Publikum. Möge das dem Unternehmen der Familie Enoch noch lange gelingen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch