Der
Stil der großen Show mit tollem Orchester, opulentem Lichtdesign, einem
Ballett mit wechselnden, sehr geschmackvollen Kostümen und einer für den
flotten Ablauf sorgenden Inszenierung wurde beibehalten. Bei den
engagierten Artisten gibt es einen Wechsel, zudem ist ein Spaßmacher
hinzugekommen. Umstellungen im Ablauf lassen die Show aber noch
schwungvoller als im Vorjahr erscheinen. Das zeigt sich
insbesondere am Ende des Programms, wo die Stimmung perfekt zum Finale
hin gesteigert wird. In der von uns besuchten Nachmittagsvorstellung
entlädt sich dann auch frenetischer Beifall von den nahezu
vollbesetzten Rängen.
Ives Nicols, Familie
Errani, André Riedesel
Standen
2012 noch die Flying Costa am Ende der Spielfolge, startet die
„Schlussoffensive“ - um sich hier dem Fußballjargon zu bedienen – nun
mit den rasanten Jonglagen von Ives Nicols. Genial wird der Spanier
dabei von seiner „reizenden Assistentin“ Ambra unterstützt. Sie spielt
in dieser Nummer perfekt mit und gibt gerne mal Contra. Und das zumeist so
authentisch, dass man gar nicht wissen will, wie es in beider Wohnwagen
zugeht. Nicols jongliert mit Bällen, Keulen, Bumerangs und
Sombreros. Seine mitreißende Art steckt einfach an. Für großes Staunen
ist gesorgt, wenn sich danach einer der beiden seitlichen Vorhänge
öffnet und drei indische Elefantendamen mit Reiterinnen in flottem
Tempo hereinkommen. Der junge Italiener Elvis Errani dirigiert die
folgende Dressurnummer zumeist nur mit seiner Stimme. Vielfältige
Tricks laufen flüssig und harmonisch. Sehr effektvoll ist immer wieder
das Überschreiten der Damen durch einen Elefanten, während Errani die
Kommandos aus dem Zuschauerraum gibt. Als Überleitung zum Finale spielt
Neuzugang Cesar Dias seine urkomische Version von „My way“. Der
portugiesische Clown verstrickt sich dabei herrlich ungeschickt in
Mikrofonkabel und Hocker. Das Finale wird wieder perfekt in Szene
gesetzt - kein Wunder, wenn der Regisseur Louis Knie senior heißt. Das
Ballett leitet ein, Ives Nicols singt, und alle Artisten präsentieren
sich in flotter Choreographie. Das Orchester spielt die wunderbare
Begleitung, das Licht setzt die richtigen Effekte. Nicht zu vergessen
André Riedesel. Der Sprechstallmeister hat schon während der Show
dezent, aber souverän – auch in ungeplanten Situationen – moderiert und
spricht nun die Abschiedsworte.
Duo Medini, Marek Jama, Priscilla Errani
Neu
ist aber auch der Start der Show. Die Clowns Andre und Cesar Dias
bedienen mit ihrer XXL-Fernbedienung sowohl die Lichtanlage als auch
die Hände des Publikums, sprich die Applaus-Lautstärke. Nach der
Begrüßung durch Ballett und Sprechstallmeister erleben wir das zweite
neue Engagement: Auf Rollschuhen sorgt das Duo Medini gleich für den
perfekten Schwung. Die beiden jugendlichen Italiener präsentieren ihre
flotten Touren auf runder Fläche mit viel Witz. Ein Gast aus dem
Publikum darf sich von den Fliehkräften aus nächster Nähe überzeugen.
Marek Jama bringt das große Exotentableau in die Manege. Kamele,
verschiedene Rinder, Lamas, ein Emu sowie ein Känguruh sind hier die
tierischen Partner. Einzig auf die Zebras müssen wir an diesem
Nachmittag verzichten. Die enorme Kälte beim Aufbau in Bad Hersfeld hat
die Bereitung des passenden Manegenuntergrunds verhindert. Als Spinne
im Netz produziert sich Priscilla Errani zu Beginn ihrer Hula
Hoop-Artistik. Begleitet von Bandmusik lässt sie charmant, aber resolut
auftretend viele Ringe in den verschiedensten Variationen um ihre
Körper rotieren. Unterstützt wird sie dabei von Partner Marco Moressa,
der ebenfalls in schwarzem Outfit agiert.
Ives und Ambra, Marek Jama, Flying Costa
Im
Zuschauereingang startet die Liebesromanze an Tüchern von Ives und
Ambra. Ives singt, beide Tanzen Tango. Das Werben umeinander wird in
der Luft fortgesetzt, wenn beide gemeinsam und einzeln gen Kuppel
gezogen werden. Bei den Haltefiguren übernimmt auch Ambra den tragenden
Part. Es ist eine ausdrucksstarke Darbietung, mit der die beiden das
Publikum gefangen nehmen. Wiener Walzer ist angesagt, wenn Marek Jama
seinen nächsten Auftritt hat. Begleitet von den Damen des Ballett
tanzen zunächst die Menschen, bevor dies sechs Friesen tun. Auch die
Pferdefreiheit ist ein wenig von den Platzverhältnissen beeinträchtigt.
Jama gelingt es aber, seine schönen Tiere ruhig durch die ansprechende
Trickfolge zu dirigieren. Ungleich lebhafter gerät die Vorführung
der sechs Falabella-Ponies im Anschluss. Nachdem die Clowns den
Netzaufbau überbrückt haben, dürfen die Flying Costa das Ausrufezeichen
hinter den ersten Programmteil setzen. Die Flüge sind gewohnt elegant
und beinhalten den Dreifachen, die Passage sowie den Sprung aus der
Circuskuppel. Spürbar gesteigert wird die Wirkung durch Livegesang vom
auf der Orchesterbrücke stehenden Ives Nicols. Zurück auf dem Boden
werden die Flieger und der Fänger vom Ballett in lateinamerikanischen
Kostümen mit ordentlich Obst auf dem Kopf empfangen.
Paolo Kaiser, Marek Jama,
Kenneth Huesca
Die
Eröffnung des zweiten Teils gehört eigentlich Marek Jama und seiner
gemeinsam mit dem Ballett präsentierten lebhaften Hohe Schule im
CanCan-Stil. Auf diese müssen wir aus dem bereits beschriebenen Grund
ebenfalls verzichten. Und so holt uns der machohaft auftretende Paolo
Kaiser mit seinen Sprüngen auf der Rola Rola wieder zurück ins
Manegengeschehen. Highlights sind hier der Rückwärtssalto sowie der
Sprung auf eine auf einem niedrigeren Podest liegenden Rolle mit dem
Brett in der Hand. Es folgen Marek Jamas Seelöwen und Bauchredner
Kenneth Huesca, bevor dann die eingangs beschriebenen Darbietungen zu
sehen sind. Die Seelöwen sind mit vollem Einsatz bei der Sache und
haben zudem im Zusammenspiel mit ihrem Tierlehrer einige
Kabinettstückchen auf Lager. Die Launen seiner Partner hat Kenneth
Huesca quasi selbst in der Hand. Zu den bekannten Figuren ist eine
Michael Jackson-Puppe hinzugekommen. Die größten Lacher gibt es
allerdings für sein Spiel mit drei „Freiwilligen“ aus dem
Publikum.
Cesar Dias
Gleich
zwei Reprisenclowns im Programm zu haben, ist schon ein gewisser Luxus.
Zumal hier wirkliche Könner dieses Genres engagiert sind.
Braucht es wirklich beide? Ich meine, einer würde reichen, um der Show
die nötigen komischen Momente zu geben. So sind André (Broger) und
Cesar Dias denn auch am stärksten, wenn sie ihre eingespielten Soli
zeigen. Bei André sind dies der Kampf mit dem Hai sowie einem
fliegenden Insekt und das Spiel mit einem Drachen. Dias zeigt neben der
erwähnten „My way“-Einlage das Duell mit einem Zuschauer, welches er
mit selbst erzeugten Geräuschen unterlegt. Zusammen erleben wir sie vor
dem Opening und während des Netzaufbaus. In der zweiten Einlage spielen
sie zunächst auf Fingerpfeifen. Da sie dies auf den hinteren
Treppenaufgängen tun, ist die Sicht nicht von allen Plätzen optimal. In
der Manege darf jeder zeigen, was er mit einem Mikrofonständer anfangen
kann. Bei Andre ist dies die Einleitung zu seinem bekannten
Wischmopp-Duett, bei Dias das Spiel mit einer Mundharmonika. Die
Einlage endet mit einem Stück auf der singenden Säge, vorgetragen von
Cesar Dias.
|