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Cirkus Brazil Jack - Tour 2013
www.cirkusbraziljack.se ; 100 Showfotos

Stockholm, 29. April 2013: Der Cirkus Brazil Jack macht es seinem Publikum einfach leicht, ihn lieb zu gewinnen. Die Atmosphäre ist herzlich, liebenswürdig. Mitglieder der Direktion stehen im innerhalb des Vorzelts platzierten Verkaufswagen und begrüßen somit quasi en passant ihre Gäste. Im Eingangsbereich des Chapiteaus stehen einige der Artisten und verkaufen Erfrischungen sowie Souvenirs. Vollendet wird dieser liebevolle Gesamteindruck dann in der Vorstellung. Im Opening stellen sich bereits alle Mitwirkenden vor und zeigen kleine Einlagen.

Clown Franesco „entdeckt“ sie quasi hinter der dunkelroten Gardine. Zuvor ist er auf der Suche nach seinem Sitzplatz in der Manege gelandet und hat dort gleich mit den Gästen klatschen geübt. Carmen Rhodin (geb. Lupascu) begrüßt im weißen Frack in Livree-Optik sehr gewinnend und persönlich das Publikum. Die Show im kompakten Viermaster wird vielleicht am besten durch das Wort „charming“ umschrieben. Sympathische Artisten, eine wunderbare sechsköpfige Band, die leider bei einzelnen Nummern durch die Konserve abgelöst wird, und ein warmes Staublicht sorgen für dieses wohlige Atmosphäre. Letztendlich erinnert der Stil ein wenig an Roncalli, wenngleich bei Brazil Jack alles ein paar Nummern kleiner, weniger prunkvoll und aufwendig ist. Dafür geht es im Circus der Familie Rhodin persönlicher zu. Ferner lassen die vielen Kurzgastspiele eine aufwendige Ausstattung nur schwerlich zu.


Shirley Larible, David Larible junior, Francesco

In diesem Jahr gibt sogar zwei Artisten zu sehen, die zuvor viele Jahre bei Roncalli aufgetreten sind. Die Rede ist von den Geschwistern Shirley und David Larible junior. Shirley zeigt eine wunderschön sinnliche Kür an den Strapaten. Dies in Schuhen mit hohen Absätzen. Ganz besonders hervorzuheben ist, wie sie aus dem Stand in den den Spagat übergeht, ohne sich dabei mit den Händen festzuhalten. Ohne den Einsatz seiner Hände wäre die Nummer ihres Bruders freilich nicht möglich, ist doch die Jonglage seine Disziplin. Mit Keulen, Ringen und Hüten jongliert er bereits sehr versiert. Auch seine Manegenpräsenz hat sich weiter gesteigert. Er kommt sympathisch rüber und findet des öfteren den Kontakt zum Publikum. Zur Saisonpremiere in Malmö war sogar beider Vater - Starclown David Larible - bei Brazil Jack zu erleben. Nun ist Clown Francesco (Brunaud) für den Humor alleine verantwortlich. Er ist ein sehr sympathischer Begleiter durch den Abend. Wenngleich er viele Auftritte hat und ich sie alle schon mehrfach gesehen hatte, so gefällt er mir in der atmosphärischen Brazil Jack-Show 2013 ganz hervorragend. Er hat eine sehr liebevolle Art und viele kreative Ideen, wie etwa das Entrollen einer Klopapierrolle mit einem Gebläse oder den Rap mit einem Kind aus dem Publikum.


Sandor Donnert, Gabi Donnert, Fratelli Rossi

Wunderbare Vertreter des klassischen Tiercircus sind die Mitglieder der Familie von Gabi Donnert. Sohn Sandor gibt in dieser Saison sein Debüt mit einer eigenen Darbietung, die die Nummernfolge perfekt eröffnet. Wie schon sein Vater, arbeitet Sandor als Jongleur zu Pferd. Das Talent wurde ihm somit quasi in die Wiege gelegt. Während Gabi Donnert den Vierbeiner lenkt, assistiert Sandors Schwester Latoya. Aller tragen dazu edle, aufeinander abgestimmte Kostüme. Sandor jongliert schon jetzt sehr sicher auf dem Pferderücken mit sieben Bällen, fünf Reifen und fünf Keulen. Erweiterungen sind in Planung. Faszinierend ist zudem das Passing von Keulen mit seinem in der Manegenmitte stehenden Vater. Dieser präsentiert, unterstützt von Latoya, eine Freiheitsdressur mit jeweils drei braunen und weißen Arabern. Die Vorführung lässt keine Wünsche offen. Fächer, drehen zu dritt, walzen, Gruppensteiger sowie verschiedene Steigervariationen als da capi sind nur eine Auswahl aus dem Repertoire. Zudem wird diese Nummer ungeheuer elegant und temporeich präsentiert. Gleiches gilt für die Fratelli Rossi und ihre dynamischen ikarischen Spiele. Die sympathischen Brüder arbeiten mit viel Schwung und sind somit zurecht die Schlussnummer. Höhepunkt ist der Doppelsalto. Mit unzähligen Salti hintereinander beenden sie publikumswirksam ihren Auftritt.


Fatime, Mr. Jumping, Kim Kenneth

Eine originelle Katzenrevue haben Fatime und Patso im Gepäck. Ihre Stubentiger springen oder balancieren nicht nur variantenreich, sondern wirken auch in Zaubertricks mit. So erscheint etwa eines der Tiere aus einer zuvor vermeintlich leeren Box. Zu erwähnen ist des weiteren, dass die Katzen nach den einzelnen Tricks nicht in Kisten verschwinden, sondern auf einem Gestell Platz nehmen dürfen. Während Fatime sehr charmant agiert, könnte die Präsentation durch den männlichen Part dieses bulgarischen Duos freundlicher sein. Das gilt ebenfalls für sein komisches Trampolin, welches er als Mr. Jumping zeigt. Ich finde seine Variante vergleichsweise grob gespielt. Nichtsdestotrotz zeigt er an Sprungturm und Trampolin jede Menge Slapstick und tolle Sprünge. Kim Kenneth sorgt zusammen mit Jessica Caveagna und weiteren Partnerinnen für großes Staunen. Seine Großillusionen waren schon in vielen Manegen zu erleben. Er hat zahlreiche publikumswirksame Tricks im Repertoire und immer wieder fragt man sich, wohin die Partnerinnen verschwinden bzw. woher sie erscheinen.

Cirkus Brazil Jack in Gärdet, Stockholm

Auch das Finale leitet Kim Kenneth ein, wenn er nämlich sämtliche Mitwirkenden in einem großen Käfig erscheinen lässt. Die Verabschiedung und die Abschiedsworte durch Carmen Rhodin fallen genauso herzlich aus wie der begeisterte Applaus des Publikums. Spätestens am Ende der Vorstellung kann man sich die schier endlose Schlange vor dem Zelt und das somit vollbesetzte Chapiteau erklären. Brazil Jack ist eben ein durchweg liebenswürdiger Circus. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn Carmen Rhodin erklärt, dass sie mit dem bisherigen Saisonverlauf rundum zufrieden ist.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch