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Cirkus Benneweis - Tour 2013
www.benneweis.dk ; 77 Showfotos

Korsoer, 1. September 2013: Schon der Blick aus der Ferne wirkt äußerst einladend: historische Circuswagen in der Front, ein schöner Holzzaun, dahinter das große Chapiteau in den Farben weiß, blau sowie rot. Und das trotz vieler Eintages-Plätze, die oftmals nur wenige Kilometer auseinander liegen. Im Inneren dominiert ein großer, ebenfalls nostalgisch anmutender Artisteneingang die Szenerie. Benneweis macht wunderbaren klassischen Circus – das zeigt sich auch beim Programm. In seiner 127. Saison präsentiert dieses dänische Unternehmen wiederum ausgesuchte, wohlbekannte Nummern.

Mit Judy Glosted hat die Show eine wunderbar elegante, charmante Gastgeberin sowie mit Don Christian (Hofer) einen Reprisenclown, der herrliche neue Ideen hat und dessen Auftritte perfekt auf die knapp 120 Minuten Vorstellungsdauer verteilt sind. Eine kleine Handlung – Christian schminkt sich, während Glosted eine Circus-Variante des Katja Ebstein-Songs „Theater Theater“ sing – sorgt für den Rahmen, ohne die Show zu dominieren. Das Orchester über der Gardine spielt ganz fantastisch und sorgt dadurch für eine optimale Unterstützung der einzelnen Auftritte.


Judy Glosted und Don Christian

So weit, so gut. Weniger gelungen ist hingegen in diesem Jahr die Verteilung der Nummern. In der ersten Hälfte werden die großen Tiere gezeigt, in der zweite die kleinen. Letztere sogar direkt hintereinander, unterbrochen nur von einer Reprise. Ferner folgen die beiden einzigen „seriös“ gearbeiteten Artistikdarbietungen ohne Tiere direkt aufeinander. Fairerweise sollte man aber anmerken, dass die Stoian-Truppe (Russischer Barren und Schleuderbrett) zum Ende der Saison verletzungsbedingt ausfiel und kurzfristig ersetzt wurde.


Duo Garcia, Familie Donnert, Sharon Folco

Nach der Begrüßung gehört die Manege Sharon Folco und ihren drei Dromedaren. Die Tiere zeigen eine flotte Laufarbeit und nehmen abschließend auf dem Sägemehl Platz. Das Duo Garcia kennen wir mit seiner spektakulären Arbeit an der rotierenden Rakete. Bei Bennweis nun hängt ein roter Doppeldecker „am Haken“. Statt waghalsiger Artistik steht nun rasante Comedy im Mittelpunkt. Vicky Garcia erscheint als Mary Poppins am Schirm und steigt dann in das Fluggerät ihres Partners Pablo. Zusammen fliegen sie durch die Lüfte und veranstalten turbulente Kapriolen. Mit einem schön gestalteten Pas de deux zu Pferd setzen zwei Mitglieder aus der Donnert-Reitertruppe die Spielfolge fort. Die Pausennummer gehört Sharon Folco und ihrer indischen Elefantendame. Die beiden zeigen eine harmonische Dressur, die nahezu alle bekannten Tricks mit dieser Tierart enthält.


Pat Clarisson, Vlad Olandar, Marc Giely

Was der Besucher während der Pause im Restaurationszelt vergeblich sucht, gibt es danach in der Manege: Hot Dogs. Pat Clarisson hat ein ganzes Rudel Hunde dabei, die rund um einen Imbissstand ihre Späße treiben. Es geht äußerst turbulent zu, der Humor kommt nicht zu kurz - einfach eine liebenswerte, abwechslungsreiche Vorführung. Sehr elegant wirken immer wieder die schneeweißen Angorakatzen von Vlad Olandar. Auch jetzt hat er seine Darbietung wieder leicht umgestellt und zudem seine Frau weiter in den Ablauf integriert. Sprünge und Kletterkünste der Vierbeiner bilden aber nach wie vor den Schwerpunkt. Fahrrad-Artist Marc Giely wurde kurzfristig ins Programm genommen. Mit seinem Drahtesel der modernen Art fegt er in virtuoser Manier über seinen „Spielplatz“, einen Parcours aus verschiedenen Stahlelementen. Mit Bällen und Keulen jongliert Semen Krachinov. Der russische Virtuose tut dies zu treibender spanischer Musik und mit jugendliche Charme. Wenngleich an diesem Nachmittag nicht alles rund läuft, können insbesondere die Jonglagen mit zig Bällen begeistern. Perfekt als Schlussnummer platziert sind die Donnerts mit ihrer temporeichen Jockeyreiterei im ungarischen Stil. Salto zu Pferd, Salto von Pferd zu Pferd, Zwei-Mann-Hoch, es ist alles dabei. Zu fünft auf einem der Kaltblüter sitzend beenden sie ihre Arbeit.


Don Christian und Bianca

Nicht zum ersten Mal im Engagement bei Benneweis ist Clown Don Christian. Was der Österreicher an neuen Ideen mitgebracht hat, lässt staunen. Selbst wenn Grundzüge von einzelnen Geschichten bekannt sind, setzt er sie in einer eigenständigen Variante um. Zudem spielt er seine Figur wunderbar sympathisch und professionell. Im ersten Auftritt hat er es mit einem gelben Ballon zu tun, der von Runde zu Runde immer größer wird, bis er schließlich daran über der Manege fliegt. Sein herrliches Wasserentree startet mit dem Spiel seiner Partnerin, Ehefrau Bianca, auf einer Glasorgel, welches er mit der Gitarre begleitet. Das neckische Wasserspritzen von Bianca endet im Einsatz eines Schlauchs Richtung Publikum. Aber keine Angst, den Wasserstrahl kriegt Christian natürlich selbst ab. Erwähnt sei zudem noch Christians Magic Show. Übrigens der einzige seiner Auftritte, bei dem er einen Zuschauer in die Manege holt. Nach diversen Zaubertricks wird der Gast aus dem Publikum zum Partner bei einer sehr pfiffigen Quick Change-Einlage. Das selbstverständlich ohne den Herrn aus der Loge zu blamieren.

Nachdem sich Christian am Rande der Piste abgeschminkt hat, kommen nochmals alle Mitwirkenden in die Manege. Es ist ein farbenfrohes, großes Finale, bei dem alle Artisten noch einmal namentlich vorgestellt werden. Benneweis bleibt sich auch 2013 treu. Und dafür sollte man dankbar sein. Dankbar dafür, hier einen wunderbaren Vertreter des klassischen Circus erleben zu dürfen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch