Im
großen Chapiteau spielt eine kleine, aber sehr wirkungsvolle
Vier-Mann-Combo. Das Licht ist stark, ohne aber besondere Akzente zu
setzen. Und doch gibt es den Versuch einer Rahmengeschichte. Ballerina Anastazja Berdino und Clown Morten Eisner eröffnen die Show mit einer
poetischen Szene. Das folgende Opening mit allen Artisten Marke
Gangnam-Style macht dann aber jegliche Illusionen von einem
besonders stilvollen Abend zunichte. Es macht somit Sinn, sich im Folgenden auf
die einzelnen Darbietungen zu konzentrieren, sie für sich genommen zu
genießen.
Navas Brothers, Sharon
Berousek, Mongolian Acrobats
Gleich
nach dem Opening fegen die Navas Brothers über das Todesrad. Ihr
Auftritt wirkt bei Arena um einiges rasanter als noch zum Jahreswechsel
in Darmstadt und kurz danach in Monte Carlo. Jetzt ist wieder richtig
Action drin, die in einigen Salti auf dem rotierenden Rad mündet. In
die Fußstapfen ihres berühmten Vaters Mario tritt Sharon
Berousek. Die 17 Jahre junge Dame jongliert bereits jetzt
souverän mit silbernen Keulen. Und das als besondere Einlage sogar im
Spagat. Hoch zu Einrad kommen fünf Mongolinnen in die bis dahin mit
einem Holzboden ausgelegte Manege. Mit den Füßen werfen sie kleine
Metallschalen in die Luft, um sie so auf dem Kopf zu platzieren – sei
es auf dem eigenen oder dem einer Partnerin. Es ist eine schöne
Darbietung mit allerlei komplizierten Touren. Die erste Tiernummer des
Abends gehört Patrick Berdino. Er ist der Enkel von Direktor Benny
Berdino, der uns höchstpersönlich mit seinen Moderationen durch die
Vorstellung begleitet. Patricks Exotendressur besteht aus Zebras,
Dromedaren und Alpakas. Die Vorführung gehört sicher nicht zu den
Highlights der Show, laufen die wenigen Tricks doch recht unkoordiniert
ab. Viel spannender ist es da zu beobachten, wie während dieser Nummer
der gesamte Artisteneingang inklusive Band nach links zu Seite wandert.
Dieses Manöver ermöglicht es, gleich im Anschluss die Motorradkugel der
Diorios hereinzufahren. Zwar sehen wir an diesem Abend keinen
„Splitting Globe“, also das Auseinanderfahren der beiden Hälften, dafür
sind es aber letztendlich sechs Fahrer, die gleichzeitig durch die
Kugel rasen.
Laura Berdino, Navas, Cai Yong
Acht
Friesen bringt nach der Pause Laura Berdino in die Manege. Im edlen
Kostüm einer Zigeunerin dirigiert sie die prächtigen Pferde sicher
durch die abwechslungsreiche Trickfolge. Eine interessante Kombination
aus ikarischen Spielen und Schleuderbrettartistik haben die acht jungen
Damen sowie ihr Partner der Puyang Truppe im Gepäck. Die spannenden
Flugkombinationen werden sympathisch-asiatisch dargeboten, leiden aber
unter der nicht eben sicheren Ausführung. Bereits ein einfacher Salto
auf den Füßen der Unterfrau muss mit der Longe stabilisiert
werden. Weitaus souveräner agieren da die Navas auf dem
doppelten Hochseil. Auf den beiden übereinander gespannten Seilen sehen
wir zu Beginn flotte Touren und das gleichzeitige Seilspringen zweier
Artisten. Weiter geht es mit dem Überspringen eines auf dem Seil
sitzenden Partners, dem Zwei-Mann-Hoch und einer Dreierpyramide. Der
Abgang von zwei Artisten erfolgt über das Schrägseil. Dass auch ein
Solist große Begeisterung hervorrufen kann, beweist gleich darauf Cai
Yong. Das Publikum feiert ihn. Auf einer runden Plattform zelebriert
der junge Chinese die unglaublichsten Figuren der Handstandartistik.
Sei Auftrittsstil ist fast schon meditativ zu nennen. Die einzelnen
Tricks gehen fließend ineinander über. Höhepunkt sind zig Drehungen im
Kopfstand. Wie Cai Yong haben auch die Cassellys 2012 einen Goldenen
Clown gewonnen. In diesem Jahr zeigen sie bei Arena ihre große „Hohe
Schule“ mit jeweils vier berittenen Pferden und afrikanischen
Elefanten. Es ist ein wunderbar manegenfüllendes Schaubild mit
herrlichen Kostümen und faszinierenden Tricks, die zumeist von beiden
dieser so unterschiedlichen Tierarten vorgeführt werden. Wieder einmal
kann man den Cassellys nur seine Hochachtung vor Leistung sowie Kreativität
aussprechen.
Jimmy Folco
Jimmy
Folco und Morten Eisner sind auserwählt, für Spaß zu sorgen und die
Umbaupausen zu überbrücken. Gefühlt sehen wir sie etwas zu oft. Jimmy
Folco startet als starker Mann. Dabei setzt er hinsichtlich Frisur,
Fumaboys-Musik und einem Elternteil im Publikum ganz auf Fumagalli, was
er eigentlich gar nicht nötig hätte. Kennen wir ihn doch als Clown mit
eigenen Ideen. Richtig wirr wird es dann beim Abbau des Holzbodens. Im
Zuschauerraum versuchen sich Folco und Eisner als Pizzabäcker, um ihre
Nummer dann in der Manege mit dem Messerwerfen unter
Beteiligung eines Zuschauers fortsetzen. Nach der Pause spielen sie
zwei Szenen mit Luftballons, und Jimmy Folco bringt den Klassiker mit
vier Stühlen und ebenso vielen Herren.
|