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Cirkus Arena - Tour 2013
www.arena.dk ; 55 Showfotos

Kastrup, 30. August 2013: Er nennt sich „Der größte Circus des Nordens“ und übertreibt mit diesem Anspruch keineswegs. Arena hat 2013 beide Gewinner eines Goldenen Clowns in Monte Carlo aus dem vergangenen Jahr im Programm. Dazu kommen Preisträger eines aktuellen Silbernen Clowns. Truppen dominieren das Bild, es gibt im artistischen Bereich gerade einmal zwei Nummern, die von Solisten dargeboten werden. Während andere dänische Unternehmen wie Dannebrog oder Benneweis besonderen Wert auf Atmosphäre legen, setzt Arena auf ein Nummernprogramm.

Im großen Chapiteau spielt eine kleine, aber sehr wirkungsvolle Vier-Mann-Combo. Das Licht ist stark, ohne aber besondere Akzente zu setzen. Und doch gibt es den Versuch einer Rahmengeschichte. Ballerina Anastazja Berdino und Clown Morten Eisner eröffnen die Show mit einer poetischen Szene. Das folgende Opening mit allen Artisten Marke Gangnam-Style macht dann aber jegliche Illusionen von einem besonders stilvollen Abend zunichte. Es macht somit Sinn, sich im Folgenden auf die einzelnen Darbietungen zu konzentrieren, sie für sich genommen zu genießen.


Navas Brothers, Sharon Berousek, Mongolian Acrobats

Gleich nach dem Opening fegen die Navas Brothers über das Todesrad. Ihr Auftritt wirkt bei Arena um einiges rasanter als noch zum Jahreswechsel in Darmstadt und kurz danach in Monte Carlo. Jetzt ist wieder richtig Action drin, die in einigen Salti auf dem rotierenden Rad mündet. In die Fußstapfen ihres berühmten Vaters Mario tritt Sharon Berousek. Die 17 Jahre junge Dame jongliert bereits jetzt souverän mit silbernen Keulen. Und das als besondere Einlage sogar im Spagat. Hoch zu Einrad kommen fünf Mongolinnen in die bis dahin mit einem Holzboden ausgelegte Manege. Mit den Füßen werfen sie kleine Metallschalen in die Luft, um sie so auf dem Kopf zu platzieren – sei es auf dem eigenen oder dem einer Partnerin. Es ist eine schöne Darbietung mit allerlei komplizierten Touren. Die erste Tiernummer des Abends gehört Patrick Berdino. Er ist der Enkel von Direktor Benny Berdino, der uns höchstpersönlich mit seinen Moderationen durch die Vorstellung begleitet. Patricks Exotendressur besteht aus Zebras, Dromedaren und Alpakas. Die Vorführung gehört sicher nicht zu den Highlights der Show, laufen die wenigen Tricks doch recht unkoordiniert ab. Viel spannender ist es da zu beobachten, wie während dieser Nummer der gesamte Artisteneingang inklusive Band nach links zu Seite wandert. Dieses Manöver ermöglicht es, gleich im Anschluss die Motorradkugel der Diorios hereinzufahren. Zwar sehen wir an diesem Abend keinen „Splitting Globe“, also das Auseinanderfahren der beiden Hälften, dafür sind es aber letztendlich sechs Fahrer, die gleichzeitig durch die Kugel rasen.


Laura Berdino, Navas, Cai Yong

Acht Friesen bringt nach der Pause Laura Berdino in die Manege. Im edlen Kostüm einer Zigeunerin dirigiert sie die prächtigen Pferde sicher durch die abwechslungsreiche Trickfolge. Eine interessante Kombination aus ikarischen Spielen und Schleuderbrettartistik haben die acht jungen Damen sowie ihr Partner der Puyang Truppe im Gepäck. Die spannenden Flugkombinationen werden sympathisch-asiatisch dargeboten, leiden aber unter der nicht eben sicheren Ausführung. Bereits ein einfacher Salto auf den Füßen der Unterfrau muss mit der Longe stabilisiert werden. Weitaus souveräner agieren da die Navas auf dem doppelten Hochseil. Auf den beiden übereinander gespannten Seilen sehen wir zu Beginn flotte Touren und das gleichzeitige Seilspringen zweier Artisten. Weiter geht es mit dem Überspringen eines auf dem Seil sitzenden Partners, dem Zwei-Mann-Hoch und einer Dreierpyramide. Der Abgang von zwei Artisten erfolgt über das Schrägseil. Dass auch ein Solist große Begeisterung hervorrufen kann, beweist gleich darauf Cai Yong. Das Publikum feiert ihn. Auf einer runden Plattform zelebriert der junge Chinese die unglaublichsten Figuren der Handstandartistik. Sei Auftrittsstil ist fast schon meditativ zu nennen. Die einzelnen Tricks gehen fließend ineinander über. Höhepunkt sind zig Drehungen im Kopfstand. Wie Cai Yong haben auch die Cassellys 2012 einen Goldenen Clown gewonnen. In diesem Jahr zeigen sie bei Arena ihre große „Hohe Schule“ mit jeweils vier berittenen Pferden und afrikanischen Elefanten. Es ist ein wunderbar manegenfüllendes Schaubild mit herrlichen Kostümen und faszinierenden Tricks, die zumeist von beiden dieser so unterschiedlichen Tierarten vorgeführt werden. Wieder einmal kann man den Cassellys nur seine Hochachtung vor Leistung sowie Kreativität aussprechen.


Jimmy Folco

Jimmy Folco und Morten Eisner sind auserwählt, für Spaß zu sorgen und die Umbaupausen zu überbrücken. Gefühlt sehen wir sie etwas zu oft. Jimmy Folco startet als starker Mann. Dabei setzt er hinsichtlich Frisur, Fumaboys-Musik und einem Elternteil im Publikum ganz auf Fumagalli, was er eigentlich gar nicht nötig hätte. Kennen wir ihn doch als Clown mit eigenen Ideen. Richtig wirr wird es dann beim Abbau des Holzbodens. Im Zuschauerraum versuchen sich Folco und Eisner als Pizzabäcker, um ihre Nummer dann in der Manege mit dem Messerwerfen unter Beteiligung eines Zuschauers fortsetzen. Nach der Pause spielen sie zwei Szenen mit Luftballons, und Jimmy Folco bringt den Klassiker mit vier Stühlen und ebenso vielen Herren.

Zum Finale erscheinen die Artisten in den verschiedenen Aufgängen des Gradins, um sich dann unter Glitterregen in der Manege zu versammeln. Das volle Rund führt dem Besucher nochmals die große Anzahl an Mitwirkenden vor Augen. Er hat in den vergangenen Stunden einige der besten aktuellen Circusnummern erlebt. Sind wir gespannt, mit was Arena im kommenden Jahr aufwarten wird. Benny Berdino aber guckt bereits ins übernächste Jahr, denn 2015 wird sein Cirkus Arena 60 Jahre alt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch