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Cirkus Dannebrog - Tour 2012
www.cirkusdannebrog.dk ; 50 Showfotos

Kopenhagen, 2. September 2012: Die Notwendigkeit, jedes Jahr eine komplett neue Show zu zeigen, hat Cirkus Dannebrog in diesem Jahr besonders kreativ gelöst. Schon im vergangenen Jahr wurden die einzelnen Nummern mit einer Rahmenhandlung verbunden. 2012 nun gibt es eine durchgängig inszenierte Show. „Amazing Africa“ heißt sie, und wie der Name vermuten lässt, dreht sich alles um den „schwarzen Kontinent“. Natürlich ist es ein dankbares Thema. Afrika bietet hinsichtlich Folklore, Mystik und Musik eine Fülle von Möglichkeiten. Die Regisseurin Elena Grossule und die Familie Enoch haben daraus eine kurzweilige, mitreißende Produktion geschaffen.

Diese bietet dem jährlich erscheinenden Stammpublikum etwas Neuartiges, „entwöhnt“ es aber nicht vom traditionellen Circus. Dafür sorgen die bekannten Elemente Artistik, Tierdressur und Clownerie, die auch bei „Amazing Africa“ die Basis bilden. Nur eben, dass die Akteure direkt aus Afrika kommen oder aber ihre Auftritte auf diesen Kontinent „verlegt“ werden. Natürlich ist die Produktion hier nicht so aufwendig wie das unter anderem in Deutschland gezeigte „Afrika Afrika“. Bei Dannebrog hat die Show aber deutlich mehr Charme als in der durchorganisierten Großproduktion. Mir jedenfalls hat Dannebrogs Afrika-Abenteuer deutlich besser gefallen, weil mitreißender, weil persönlicher, weil einfach liebevoller gemacht.


Tänzerin, Agnete Louise Enoch, Cesar Dias

Bereits im Opening gibt es ein großes Bild mit Tanz, Licht und waberndem Nebel. Artisten zeigen Ausschnitte aus ihren Auftritten. Der Schweizer Kapellmeister Tino Aeby beweist, dass er und seine Musiker auch afrikanische Rhythmen perfekt spielen können. Es ist derzeit das größte Orchester in einem dänischen Circus. Die musikalische Begleitung ist sehr druckvoll, stellenweise recht laut. Eine farbige Sängerin verstärkt eindrucksvoll den musikalischen Part. Songs wie „Waka Waka“ oder „Bata Bata“ fehlen dabei nicht. Begrüßt wird das Publikum traditionsgemäß von Agnete Louise Enoch, die sich ein schickes afrikanisches Outfit zugelegt hat. Quasi ein „Zaungast“ dieses bunten Treibens im Eröffnungsbild ist Komiker Cesar Dias. Er ist als Safari-Tourist unterwegs und erkundet die für ihn offensichtlich neuartige Welt. Im ersten Teil spielt er in seinen Auftritten mit Gästen aus dem Publikum, die er zu allerlei ungewöhnlichen Aktionen animiert. Der besondere Clou dabei ist, wie er diese Szenen mit witzigen, per Mund produzierten Geräuschen unterlegt. Nach der Pause kämpft er zudem als Sänger mit Mikrofon und Hocker.


Bernhard Kaselowsky mit Elefant Rambo

Dass er tatsächlich eine tolle Stimme hat, beweist er zudem zu Beginn des zweiten Teils. Während die afrikanische Elefantendame Rambo in der Manegenmitte balanciert, zieht eine Schar bunt gekleideter Menschen um sie herum. Dias ist als Sänger mit von der Partie. Eine weitere Sängerin sitzt dabei auf dem Elefantenrücken. Es ist eine rundum gelungene Aufwertung dieser Tiernummer, welche mit einer sehr trickreichen Freiheit von jeweils zwei Pferden, Kamelen und Zebras beginnt. Auch Rambo taucht hier bereits auf. Dressiert und vorgeführt wird dieses herrliche Tableau von Bernhard Kaselowsky. Der deutsche Tierlehrer präsentiert ferner eine flotte Dressur mit sechs Kamelen und zeigt direkt im Anschluss eine Zebraherde.


Hakuna Matata, African Queen Sheba

Artistisch gesehen ist der erste Teil „original“ afrikanisch. Zwei Truppen sorgen hier für authentische Akrobatik. Das auf ganz gegensätzliche Weise. Die fünf Männer von Hakuna Matata stehen für lebhaftes, extrovertiertes Auftreten, während die sechs Damen der Formation African Queen Sheba aus Äthiopien ihren Auftritt in aller Ruhe und Gelassenheit zelebrieren. Die Boys aus Tansania begeistern zunächst beim Bau von Menschenpyramiden. Dabei gehen sie über das hinaus, was wir von anderen derartigen Gruppen kennen. So integrieren sie etwa einen Einarmer auf dem Kopf des Untermannes oder eine Kopf-auf-Kopf-Balance. Direkt vor der Pause turnen sie in faszinierenden Variationen geschmeidig an zwei parallel angeordneten vertikalen Stangen. Die Kontorsionistinnen von African Queen Sheba bauen ebenfalls mehrstöckige Gebilde aus ihren Körpern. Dabei verbiegen sie diese äußerst effektvoll.

Duo Maybe, Trio Liazeed, Super Silva

Nach der Pause sehen wir ausschließlich Artisten von anderen Kontinenten, deren Auftritte aber quasi nach Afrika „importiert“ werden. So zeigt etwa David Enoch Sosman seine kreativen Jonglagen in einer Weste mit Zebramuster. Dabei wirft er die Bälle sowohl auf den Boden als auch in die Luft. Das Duo Maybe arbeitet seine gleichzeitig kraftvolle und sinnliche Liebesgeschichte an den Strapaten im Leopardenoutfit. Ursprünglich aus Jamaika stammen die Liazeed, die bei uns insbesondere durch ihre Zeit bei Sarrasani bekannt sind. Auch sie haben ihre Kostüme passend gewählt, bestechen aber ansonsten wie gewohnt durch ihre Hand- und Kopfstandakrobatik. Markenzeichen dieses Trios sind Handstände mit mehreren Personen, die von einem Artisten getragen werden. Nach den Flying Michaels, dem Duo Guerrero und den Sifolinis setzt in diesem Jahr Super Silva die Reihe der spektakulären Luftnummern bei Dannebrog fort. Katzengleich schwingt sich der drahtige Artist am Seil zu seinem Apparat. Dort zeigt er – völlig ungesichert - zunächst einen Deckenlauf und dann zwei Sprünge von Trapez zu Trapez. Bei dem letzten fängt er sich gar mit den Beinen.

Das eigentliche Finale gerät recht kurz. Zu einem letzten Lied der Sängerin zeigen sich alle Mitwirkenden in der Manege, um diese dann durch den Zuschauerraum Richtung Eingangsbereich zu verlassen. Hier bilden sie ein Spalier, mit welchem sie sich persönlich bei den Zuschauern verabschieden. Eine nette Geste, die Nähe schafft und Sympathien bringt. Genauso wie die diesjährige Spendenaktion: Von jeder verkauften Eintrittskarte gehen fünf dänische Kronen an das Rote Kreuz zur Unterstützung von – wie kann es anders sein – Projekten in Afrika.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch