Zu gute kommt den
Starlight-Shows aber, dass die Macher schon seit einigen Jahren
nicht mehr ausschließlich auf Absolventen der französischen oder
kanadischen Circusschulen zurückgreifen, sondern auch „normale“
Circusartisten engagieren, bei denen der Schwerpunkt mehr auf
Leistung als auf Inszenierung liegt. Diese kamen 2010 zum Beispiel aus Kuba. Heuer sind
es vier Artisten aus Ghana, die mit ihren typischen Genres
(Limbo, Pyramidenbauen, Schüssel-Jonglag, Klischnigg) das
Programm des vor allem in der französischen Schweiz reisenden
Unternehmens bereichern, dabei aber voll in die erzählte Geschichte
integriert sind. Mit dem Kunstwort „Balchimère“ wird wohl ein
„Ball der Chimären, der Fantasiewesen“ beschrieben, der in einem
mystischen Wald stattfindet. Und so wird die Starlight-Bühne
auch von allerlei Fabelwesen bevölkert, die Afrikaner verkörpern
beispielsweise vier leicht unheimlich wirkende Schrate, die
letztendlich aber doch mit afrikanischer Lebensfreude begeistern
und so das Publikum auf ihre Seite ziehen.
Azzaya Bayarmagnai,
Ghana Acrobatic Troupe,
Khongorzul Monkhgerel
Zu den weiteren
auftretenden Figuren gehört eine „Frau ohne Unterleib“ mit
rosaroten Haaren, die von der Mongolin Azzaya Bayarmagnai
dargestellt wird und sich später als versierte Handstandartistin
entpuppt. Ihre Landsmännin Khongorzul Monkhgerel lässt indes bis
zu sieben Hula-Hoop-Reifen rotieren. Eine andere Gestalt ist
Ariane, die Frau mit dem längsten Zopf der Welt, die von der
ebenfalls aus der Mongolei stammenden Tänzerin Naranzul
Ganbaatar zum Leben erweckt wird. An ihrem Zopf wiederum
klettert die Schweizer Artistin Roxanne Gilliand an ihre beiden
Arbeitsgeräte – zunächst Vertikaltuch, dann Schwungtrapez.
Gilliands Rolle ist dabei die der schüchternen Zuschauerin, die
ungewollt in das Spektakel hineingezogen wird.
Darwin Pimentel
Ebenfalls aus der Schweiz
kommt Jean-David Lehnherr, der als rastloser „Mann ohne Zeit“
mit seiner Einrad-Nummer begeistert, die er unter Mithilfe eines
Trampolins mit einem Rückwärtssalto beendet. Komplettiert wird
das artistische Aufgebot durch die Russin Natacha Kostareva und
Darwin Pimentel aus Venezuela. Kostareva zeigt eine klassische
Säbelbalance und jongliert mit fünf Bällen und vier Keulen.
Pimentel überrascht als Kontaktjongleur mit Glaskugeln.
Trio
Bordeaux, Ensemble
Für den clownesken
Part ist wie schon 2010 das Trio Bordeaux, dahinter verbergen
sich Direktionssohn Christopher Gasser und seine russischen
Kompagnons Igor Yaroshevich und Yury Mikhaylik, zuständig. Im
Zentrum ihrer Reprisen steht heute in erster Linie der Versuch,
ein Gruppenfoto zu schießen, auf dem alle Balchimère-Fabelwesen
zu sehen sind. Ein Versuch, der selbstverständlich
letztendlich erfolgreich ist und einen Schnappschuss zu Folge
hat, der ein Ensemble versammelt, das unter der Regie von Stefan
Hort ein überaus unterhaltsames circensisches Gesamtkunstwerk
erschaffen hat. |