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Cirque Starlight - Tour 2011
www.starlight-production.com ; 60 Showfotos

Lausanne, 8. Mai 2011: Kunst zu erschaffen. Das ist der Anspruch, der allen Shows des Cirque Starlight zu Grunde liegt. Das hört sich anstrengend an, ist aber in den meisten Fällen ziemlich unterhaltsam. Dieses Jahr sogar ganz besonders. „Balchimère“ gehört zum Besten, was es in den vergangenen Jahren bei dem Schweizer Unternehmen der Familie Gasser zu sehen gab. Natürlich stehen die Starlight-Programme dabei stets in der Tradition des  kanadischen Theatercircus. Setzen sie doch auf das Erzählen einer fantasievollen, nicht immer sofort verständlichen Geschichte, stimmungsvolles Licht und Kostüme, die auch im modernen Theater auftauchen könnten.

Zu gute kommt den Starlight-Shows aber, dass die Macher schon seit einigen Jahren nicht mehr ausschließlich auf Absolventen der französischen oder kanadischen Circusschulen zurückgreifen, sondern auch „normale“ Circusartisten engagieren, bei denen der Schwerpunkt mehr auf Leistung als auf Inszenierung liegt. Diese kamen 2010 zum Beispiel aus Kuba. Heuer sind es vier Artisten aus Ghana, die mit ihren typischen Genres (Limbo, Pyramidenbauen, Schüssel-Jonglag, Klischnigg) das Programm des vor allem in der französischen Schweiz reisenden Unternehmens bereichern, dabei aber voll in die erzählte Geschichte integriert sind. Mit dem Kunstwort „Balchimère“ wird wohl ein „Ball der Chimären, der Fantasiewesen“ beschrieben, der in einem mystischen Wald stattfindet. Und so wird die Starlight-Bühne auch von allerlei Fabelwesen bevölkert, die Afrikaner verkörpern beispielsweise vier leicht unheimlich wirkende Schrate, die letztendlich aber doch mit afrikanischer Lebensfreude begeistern und so das Publikum auf ihre Seite ziehen.


Azzaya Bayarmagnai, Ghana Acrobatic Troupe, Khongorzul Monkhgerel

Zu den weiteren auftretenden Figuren gehört eine „Frau ohne Unterleib“ mit rosaroten Haaren, die von der Mongolin Azzaya Bayarmagnai dargestellt wird und sich später als versierte Handstandartistin entpuppt. Ihre Landsmännin Khongorzul Monkhgerel lässt indes bis zu sieben Hula-Hoop-Reifen rotieren. Eine andere Gestalt ist Ariane, die Frau mit dem längsten Zopf der Welt, die von der ebenfalls aus der Mongolei stammenden Tänzerin Naranzul Ganbaatar zum Leben erweckt wird. An ihrem Zopf wiederum klettert die Schweizer Artistin Roxanne Gilliand an ihre beiden Arbeitsgeräte – zunächst Vertikaltuch, dann Schwungtrapez. Gilliands Rolle ist dabei die der schüchternen  Zuschauerin, die ungewollt in das Spektakel hineingezogen wird.


Darwin Pimentel

Ebenfalls aus der Schweiz kommt Jean-David Lehnherr, der als rastloser „Mann ohne Zeit“ mit seiner Einrad-Nummer begeistert, die er unter Mithilfe eines Trampolins mit einem Rückwärtssalto beendet. Komplettiert wird das artistische Aufgebot durch die Russin Natacha Kostareva und Darwin Pimentel aus Venezuela. Kostareva zeigt eine klassische Säbelbalance und jongliert mit fünf Bällen und vier Keulen. Pimentel überrascht als Kontaktjongleur mit Glaskugeln.


Trio Bordeaux, Ensemble

Für den clownesken Part ist wie schon 2010 das Trio Bordeaux, dahinter verbergen sich Direktionssohn Christopher Gasser und seine russischen Kompagnons Igor Yaroshevich und Yury Mikhaylik, zuständig. Im Zentrum ihrer Reprisen steht heute in erster Linie der Versuch, ein Gruppenfoto zu schießen, auf dem alle Balchimère-Fabelwesen zu sehen sind. Ein Versuch, der selbstverständlich letztendlich erfolgreich ist und einen Schnappschuss zu Folge hat, der ein Ensemble versammelt, das unter der Regie von Stefan Hort ein überaus unterhaltsames circensisches Gesamtkunstwerk erschaffen hat.

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch