Ihren chinesischen
Kollegen haben sie dabei insbesondere den temperamentvollen
Verkauf heraus. Zu mitreißender südamerikanischer Musik, die vom
neuen Nock-Orchester unter der Leitung von Tadeusz Krol live
gespielt wird, bauen sie in Sekundenschnelle einen Draht zum
Publikum auf, das den Artisten mit stürmischem Applaus dankt.
Allerdings stimmt bei den beiden Darbietungen nicht nur der
Verkauf, sondern auch das Trickrepertoire. Waghalsige Sprünge
auf dem Todesrad sowie die Drei-Mann-Pyramide mit freiem Stand
auf einem Stuhl auf dem Drahtseil bleiben als Spitzentricks in
Erinnerung.
Truppe Lesev, Los
Talento Stars
Doch Todesrad und
Hochseil sind im aktuellen Nock-Programm beileibe nicht die
einzigen Sensations-Genres. Auch Motorradkugel und Schwungtrapez
sind im Angebot. In der Motorradkugel fahren die vier Bulgaren
der Truppe Lesev, die gleichzeitig auch als Chaffeure bei Nock
im Einsatz sind. Ihre Darbietungen erreicht allerdings nicht
ganz das Niveau vergleichbarer Truppen, da bei der Fahrt zu
viert nur parallel bzw. hintereinander gefahren wird. Es gibt
keinen Fahrer, der in senkrechter Linie kreuzt. Eine
longengesicherte Schwungtrapeznummer, die gleichauf mit der
Konkurrenz ist, zeigt hingegen Karina Maskina.
Vervollständigt wird das artistische Aufgebot zum einen
durch Alexandra Nock und ihren kubanischen
Lebensgefährten, die wie in der vergangenen Saison eine
Kür an Netzstrapaten zeigen, und zum anderen durch Robert
Berousek, der mit Tennisschlägern jongliert und auf der
freistehenden Leiter balanciert – beides mit mitreißendem
Verkauf. Bereits zu Beginn hat das rumänisch-italienisch
Duo Lumei seinen Auftritt – mit Quick Change im spanischen
Stil zu Pasodoble-Musik. Weniger reichhaltig als das
artistische Aufgebot ist hingegen der tierische Part der
Show. Zunächst lässt Suzanne Chipperfield zwei Kamel und
zwei Andalusier gemeinsam ihre Lauffiguren absolvieren.
Dann sehen wir die Engländerin, die die frisch gebackene
Mutter Franziska Nock vertritt, mit einem prima laufenden
6er-Zug schwarzer und weißer Pferde. Und die Clownerie? Die
liegt in diesem Jahr in den Händen zweier prominenter
Manegenpersönlichkeiten: die Familie Nock konnte Gaston
und Roli erstmals seit einigen Jahren wieder für ein
Saison-Engagement gewinnen. Die Schweizer Starclowns sind
nun mit diversen Reprisen sowie einem längeren
Musical-Entree – dem Klarinetten-Konzert – zu sehen. Mit
ihrer feinen, dialogreichen Komik sprechen die beiden
freilich in erster Linie Erwachsene an. Was für die Kinder
im Publikum sicher schade ist, ist für uns erwachsene, von
den Trillerpfeifen-Clowns genervte Circusfans aber eine
Wohltat sondergleichen. |
Karina Maskina |
Suzanne
Chipperfield
Insgesamt ist Nock
2011 damit eine höchst stilvolle, stark besetzte und auch
mitreißende Circusshow gelungen - natürlich wie immer
stimmungsvoll beleuchtet und zumindest größtenteils von
druckvoller Livemusik begleitet. Eine zweistündige Show ohne
Längen, die im Grunde genau das Jubiläumsprogramm ist, das man
bereits im vergangenen Jahr zur Feier von „150 Jahre Circus
Nock“ erwartet hätte.
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