Und dennoch – da
gibt es kein Vertun – zeigt Medrano eine erstklassige Show,
flüssig und ganz im mitreißenden italienischen Stil. Der Familie Casartelli gelingt es nahezu perfekt Zirkus so zu machen, wie er
sein sollte. Bravo!
Familie Casartelli
Im Mittelpunkt des
Programms stehen die hauseigenen Tierdarbietungen. Gleich zu
Beginn setzt die Familie Casartelli damit ein erstes
Ausrufezeichen: Nach einer einleitenden Hohe Schule im Dogcart
sowie dem Flechten dreier Tiere, dirigiert Direktionssohn Braian
Casartelli im eleganten weißen Frack an diesem Nachmittag elf
Schimmel durchs Rund. Höhepunkt ist nach wie vor das
beeindruckende, gleichzeitige Vorwärtssteigen von sieben
Arabern. Zu mexikanischen Klängen und unterstützt von einem
sechsköpfigen Ballett reiten Sharon, Jordy und wiederum Braian
Casartelli die Hohe Schule. Vor dem Finale finden sich die
Zuschauer dann auf einem orientalischen Basar wieder. Aus einer
überdimensionalen Wunderlampe erscheint ein Flaschengeist, der
einem Beduinen seine Wünsche erfüllt und diesen – nun als Prinz
gekleidet – samt Prinzessin auf einem fliegenden Teppich über
der Manege schweben lässt. Diese mit (Playback-) Gesang
untermalte „Aladin-Fantasie“ ist allerdings nur bloße Einleitung
zum anschließenden Exoten-Tableau, samt Baldachin-Dach und
Bauchtänzerinnen. Nacheinander präsentiert erneut Braian
Casartelli, in Gestalt des Prinzen, fünf Kamele, Alpakas,
Rinder, ein Känguru und Nandus, die drei betagten Elefantendamen
samt Reiterinnen und zuletzt zwei Giraffen. Neben dem großen
Schauwert der unterschiedlichen Tiere, gibt es unter anderem das
Überspringen der liegenden Kamele von Alpakas und Känguru sowie
einige Tragetricks der Dickhäuter zu bestaunen. Das klassische
Pas de Deux zu Pferd von Ingrid und Braian Casartelli war in der
besuchten Vorstellung nicht zu sehen, da einige
Familienangehörige zum Heimatbesuch in Italien verweilten.
Stephanie Hones |
Einzige artistische
Nummer der Familie ist die Schwungtrapezdarbietung von
Stephanie Hones. In einem ansprechenden Kostüm weiß ihre
trickstarke Arbeit mit vielen Abfallern zu überzeugen. Seit
Jahren dabei sind zudem die Hausclowns Vlady und Otto, die
anfällige Umbauten auf amüsante Weise überbrücken und keine
Pausen aufkommen lassen. Zur Musik von „Fluch der Karibik“
produzieren sich drei Damen als Caribean Girls an den
Tüchern mit vielen synchronen Passagen und einem Abfaller
zum Abschluss. In der Gunst des Publikums vorne dabei ist
die vierköpfige Truppe „Crazy Riders“ in der Motorradkugel,
zu zweit auch im Dunkeln. Auch sie gehören fest zum
Ensemble. Engagiert wurde in diesem Jahr zusätzlich die
leistungsstarke Jonglage von Willy Colombaioni. Im
spanischen Stil begeistert er im hohen Tempo und ausdauernd
mit bis zu sieben Bällen, ebenso vielen Keulen und sogar
zehn Ringen. Mit seiner hervorragenden Darbietung wäre ihm
eine Platzierung an prominenterer Stelle im Ablauf
wünschenswert. Auch im tierischen Bereich wurde das Programm
nochmals ergänzt: Nach der Pause ist die leider ohne viel
Tempo vorgetragene Tigerdressur von Redi Christiani zu
sehen, zudem sind die Papageien und Seelöwe der Familie
Cersosimo mit von der Partie. Wunderschön auch hier der Flug
eines einzelnen Papageis durchs Zelt, kurzweilig der
Auftritt des Meeressäugers, der sich unter anderem als
Sänger beweist. Zwar ist alles bekannt, dennoch sehr
sympathisch präsentiert. |
Franco Olivera, Willy Colombaioni, Sendy Hones
In
dieser Art noch nicht gesehen ist die
Bola-Bola-Nummer von Franco Olivera, der seine
Leistungen auf komische Weise verkauft und sich
dabei im Flirt mit dem (weiblichen) Publikum
dauernd selbst verletzt. So herrlich schräg macht
selbst diese folkloristische Darbietung Spaß. Mit
dem Tournee-Wechsel in die Slowakei ist die
Familie Cersosimo aus dem Programm ausgeschieden.
Im glamourösen Finale mit dem Ballett in
bildschönen Abendkleidern verabschiedet sich
Sprechstallmeister Jordy Casartelli dann singend
vom Publikum, ehe Michael Jacksons „We are the
world“ – dargeboten von Sendy Hones – die letzte
Parade der Artisten einleitet.
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