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Budapester Circusbau - "Fenmo" 2011
www.fnc.hu

Budapest, 13. November 2011: Nach klassischem Circus-Programm und Wassershow beschließt die chinesische Akrobatik-Produktion „Fenmo - Fragrance of the Opera“ die diesjährige Spielfolge im Budapester Circus-Bau. Dazu wurde erneut ein komplettes Ensemble engagiert, heuer sechsunddreißig Artisten der Jinan Acrobatic Troupe. Gegründet wurde die Gruppe aus der Provinz Shandong bereits vor 50 Jahren, gewann seitdem zahlreiche Auszeichnungen auf allen renommierten Festivals und war zudem im Rahmenprogramm der Olympischen Spiele 2004 in Peking zu sehen.

In einem bunten Charivari eröffnen Fahnentänzer, diverse Springer sowie eine einzelne Diabolo-Spielerin die Vorstellung, um anschließend in eine Darbietung überzuleiten, die kontorsionistische Übungen mit Hebeakrobatik vereint. Während sich die drei weiblichen Nummern-Mitglieder nacheinander verrenken, werden sie von ihrem männlichen Partner in die Luft gehoben. Mit dem traditionellen Tellerdrehen von neun Ensemble-Mitgliedern beginnt die Säbelbalance einer Künstlerin. Dabei lässt sie sich mit einem Solotrapez immer wieder, auch im Fersenhang, gen Kuppel ziehen. Einige Abfaller runden den Auftritt ab. Die anschließenden Seilspring-Variationen und Lasso-Spiele sind dann bereits – trotz anfänglich bedächtiger Musik und wenig Tempo - ein erster Höhepunkt, bei denen die neun männlichen Akteure mit bemerkenswerten Sprüngen durch die Lassos die Manege durchqueren. 

Gleich siebzehn Tänzerinnen begleiten und sind Bestandteil der folgenden Tuch-Antipoden. Sensationell auch hier der Abschluss: Während zwei Akrobatinnen das Requisit im Mundstand halten, dreht eine Weitere oben mit Beinen und Händen vier Tücher – sie hält sich ebenfalls im Mundstand. Pausennummer sind dann vierzehn männliche Reifenspringer mit interessanten und waghalsigen Sprüngen durch bis zu fünf Ringen. Mit einem Duo an den Tuchstrapaten beginnt der zweite Teil des Programms. Sie beschließen mit einem Wirbel der Partnerin im Zahnhang. Hula-Hoop und Antipoden mit Schirmen werden danach von acht weiblichen Akteuren in einer gelungenen Darbietung vereint, bevor sie von einer quirligen zwölfköpfigen Gruppe mit ihren traditionellen Hut-Jonglagen abgelöst werden. Letzte Truppennummer ist dann die ebenfalls traditionelle Fahrradakrobatik, mit der abschließenden Fahrt der zwölf Akrobatinnen auf einem Rad. Höhepunkt der Vorstellung ist die sagenhafte Stuhlbalance, zu Recht Schlussnummer. Völlig ungesichert drückt der Akrobat auf einem sich drehenden Requisit und acht Stühlen einen Handstand, um dann in einer Höhe von zwölf Stühlen auch den Klötzchen-Trick als Einarmer zu zeigen. Wahnsinn!

Daran schließt sich nahtlos das bündige Finale an. Wie der Programmtitel zudem erahnen lässt, tauchen immer wieder Charaktere der Peking-Oper auf, begleiten die Artisten ebenso wie mehrere Tänzer durch die Nummernfolge. Nie ist ein Akteur alleine in der Manege, immer entstehen raumfüllende Bilder. Die durchgehend sphärisch-chinesische Musik ist jedoch zunächst eher gewöhnungsbedürftig, bei längerem Zuhören unterstützt sie aber den Gesamteindruck ungemein. Das großartige, achtköpfige Orchester spielt auch diese Melodien weitgehend live! Videoprojektionen und eine Erzählstimme aus dem Off leiten das Publikum durch die Vorstellung. Wunderbar traditionelle Kostüme, abermals optimale Musik und hervorragendes Licht unterstützen den Eindruck, dass die mit gerade einmal 90 Minuten Spielzeit relativ kurz geratene Show, viele artistische Höhepunkte mit zum Teil überragenden Leistungen auf vorzügliche Weise aneinander reiht.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: FNC