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Frankfurt, 8. Juli
2011: Frankfurt ist für den Circus Carl Busch schon seit Jahren ein
gutes Pflaster und so baut das Unternehmen der Familie Wille im
jährlichen Turnus seine exquisiten blau-weißen Zeltanlagen in der
Mainmetropole auf. Gastierte man 2010 auf einem Platz in der Nähe
der Frankfurter Messe, ist man in diesem Jahr auf den eingespielten,
offiziellen Festplatz am Ratsweg zurückgekehrt. Um den Platz halten
zu können, hat der Circus sogar seine Tourneepause unterbrochen. Das
in Frankfurt – vom 27. Mai bis 10. Juli – gezeigte Programm wurde
dementsprechend eigens für dieses Gastspiel zusammengestellt.
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Dabei setzte die fast drei Stunden dauernde Show erneut auf den
circensischen Dreiklang Tiere, Clowns und Akrobaten und garnierte
ihn, wie bereits 2010, mit einem Ausflug in die Hochkultur der Oper.
Die geschickt ausgewählte und gut ausgesteuerte Musik kam von Band
und das abwechslungsreiche, bisweilen etwas kühle Licht wird von
einer modernen LED-Anlage beigesteuert. |
Familie Errani |
Ausgesprochen stark besetzt war in
Frankfurt der tierische Teil, der alle relevanten Großtierarten
aufwies. Zunächst ließ Manuel Frank vier Kamele vielfältige
Lauffiguren absolvieren. Die wunderbar gepflegten Tiere
beherrschten dabei nicht nur den Gegenlauf, sondern lagen auch
bereitwillig – ohne, dass der Dresseur Hand anlegen musste – ab,
um sich von Lamas überspringen zu lassen. Ein breites
Lauffiguren- und Dacapo-Repertoire – unter anderem das Flechten
– beherrschten auch die sechs Araber unter der eleganten
Peitschenführung von Natascha Wille-Busch. Die Juniorchefin des
Hauses war im zweiten Teil zudem mit einer Hohen Schule auf
einem Friesen zu sehen. Ihr Bruder Manuel Wille-Busch
beschränkte sich in Frankfurt hingegen auf die Rolle des
Ansagers. Trick auf Trick boten dann nach der Pause die fünf
Tiger von Carmen Zander. Die Tierlehrerin war nach ihrem
Ausscheiden beim West-Probst kurzfristig und ungeplant zu Carl
Busch zurückgekehrt. Tierischer Höhepunkt der Show war indes die
mit einem bronzenen Clown ausgezeichnete Elefanten-Darbietung
von Elvis Errani. Temporeicher, aber nicht hektischer Ablauf,
viele Tricks und ein erfrischend jugendlicher Vorführer machen
die Nummer zu einem Hochgenuss. In der Tierschau
waren neben den drei Errani-Elefanten zusätzlich auch die zwei
hauseigenen Elefanten zu sehen. Nicht ganz so
prominent, aber doch ansprechend, war der artistische Bereich
besetzt. Im Gepäck der Elefantennummer sind Priscilla Errani und
ihr Ehemann Marco Moressa nach Frankfurt gekommen. |
Jezabehl Pirlo,
Pricilla Errani, Marco Moressa
Während Pricillas rasante Hula-Hoop-Show in der Publikumsgunst zu den
Abräumern gehörte, litten Marcos versierte Keulen- und
Ball-Jonglage etwas unter der wenig mitreißenden
Musikbegleitung. Ungläubiges Staunen beim Publikum löste
Klischniggerin Jezabehl Pirlo aus, wenn sie sich bei ihrem
Schlusstrick in eine Plexiglaskiste zwängte. Zusammen mit ihrem
Lebenspartner Joe Saly hat sich Pirlo außerdem eine elegante
Kostümillussion im glamourösen Hollywood-Stil der 50er Jahre
erarbeitet. Joe Saly war zudem gemeinsam mit seinem Bruder Karel
Schlussnummer im Programm. Die Bola-Spiele der beiden gehören
praktisch schon zum Carl-Busch-Inventar und wurden auch in
Frankfurt heftig beklatscht. Komplettiert wurde der artistische
Reigen durch Verwandtschaft von Manuel Wille-Buschs Frau Jamena.
Ihre Schwester Lijana Sperlich präsentierte sich an Tüchern. Ihr
Bruder Amando Sperlich wußte seine Rola-Rola-Nummer mit
Scheinsturz prima zu verkaufen. Und Gina Riedesel, die Schwester
von Amandos Freundin,
zeigte eine Antipodendarbietung, bei der sie unter anderem einen
Ball und ein Feuerkreuz auf ihren Füßen rotieren ließ.
Joe und Karel
Saly, Amando Sperlich
Für die
Clownerie wiederum war Bola-Spieler Karel Saly zuständig. Was
sich zunächst nach einer „Notlösung“ anhörte, entpuppte sich
letztlich als Glücksfall. Salys Mitmach-Reprisen „Orchester“ und
„Reise nach Jerusalem“ kamen beim Publikum bestens an.
Insbesondere die Jerusalem-Reise hatte wirklich Charme und
machte nicht nur den beteiligten Kindern einen Riesenspaß.
Merklich nach unten ging die Konzentration der Kleinen und auch
so manchem erwachsenen Kunstbanausen dagegen bei den
Solo-Auftritten des ukrainischen Opernsängers Dimitri
Foshchanka, der die Aufgabe hatte, mit
seinem Gesang die Umbaupausen zu überbrücken. Atmosphärisch
aufgewertet durch Foshchankas begleitende Live-Performance
wurden freilich Natascha Wille-Buschs Pferdefreiheit und
Jezabehl Pirlos Klischnigg-Kür. Für einen weiteren gesanglichen
Leckerbissen sorgten dann im Finale die Saly-Brüder, die
gemeinsam mit dem Publikum "Volare" von den Gipsy Kings
anstimmten. |
Und so bleibt
abschließend festzuhalten: Carl Busch hat für das Frankfurter
Gastspiel ein Programm aufgeboten, das sowohl dem Publikum als auch
dem anspruchsvollen Circusfan großen Spaß gemacht hat. Starke Tierdressuren und
vornehmlich italienische Vollblutartisten sind Garant dafür. Man
darf also gespannt sein, mit welchem Programm uns die Familie Wille
überrascht, wenn sie im Herbst ihre Tournee vornehmlich durch
Süddeutschland wieder aufnimmt. |
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Text: Sven Rindfleisch; Fotos: Sven Rindfleisch,
Stefan Gierisch
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