Die kreativen
Ideen des ersten Teils in der Wassermanege halten sich in
Grenzen. Nichtsdestotrotz ist ein sehr starkes Pogramm zu
erleben, das durch starken Zuschauerzuspruch belohnt wird. Dem
Vernehmen nach verlief die Saison sehr erfolgreich. In Ballerup,
der letzten Stadt der Tournee, erleben wir in der einzigen frei
buchbaren Vorstellung an diesem Ort ein äußerst gut gefülltes
gelb-rot gestreiftes Chapiteau.
Nixen, Duo Geronis, Patrick Berdino und Merrylu Casselly
Einer der
Erfolgsgaranten ist die Familie von Rene Casselly, die schon
seit vielen Jahren bei Arena engagiert ist und in jedem Jahr mit
neuen Dressuren ihrer Elefanten sowie Pferde begeistert. Auch im
Bereich Artistik hat diese Familie ein Juwel zu bieten. Tochter
Merrylu überzeugte in den vergangenen Jahren u.a. als
Kontorsionistin und Ballerina zu Pferd. In diesem Jahr eröffnet
sie das Programm mit Akrobatik an einer rotierenden Leiter, die
am anderen Ende an einem Jetski montiert ist. Auf diesem sitzt
Patrick Berdino, der das Requisit in Bewegung hält, in dem er
mit seinem Gefährt im Kreis durch die bereits gefüllte
Wassermanege jagt. Ein effektvoller Auftakt, der leider den
einzigen wirklich überzeugenden Einsatz des Wassers bildet. Die
beiden namenlosen „Nixen“ bewegen sich zwar in einer mit Wasser
gefüllten gläsernen Halbkugel, diese müsste aber nicht zwingend
auf einer Insel in der Manegenmitte stehen. Ihren Auftrittsort
erreichen sie mittels venezianischer Gondeln. Etwas weniger
nobel, mit einem Schlauchboot nämlich, begibt sich sodann Jimmy
Folco auf „große Fahrt“. Seine lustige Angeltour allerdings ist
von wenig Erfolg – in Form von gefangenem Fisch – gekrönt.
Sichtbar mit dem rutschigen Untergrund auf der Insel zu kämpfen
hat des Duo Geronis. Die tänzerisch präsentierten Quick
Change-Illusionen der beiden Weißrussen wirken auf trockenem
Untergrund sicher noch eleganter. Beim kommenden Ravensburger
Weihnachtscircus können wir uns davon überzeugen.
Mike Gärtner, Trio Laruss, Patrick Berdino und Merrylu Casselly
Sehr feucht wird
der folgende Auftritt von Jimmy Folco, der sich mit einem
Zuschauer (es handelt sich wirklich um einen solchen) eine
intensive Schlacht mit Wasserpistolen verschiedener Größen
liefert, nachdem er als Mafiapate im Bühnennebel Eindruck
geschunden hat. Fast schon ein „Muss“ für ein Circusprogramm in
einer Wassermanege stellt eine Seelöwennummer dar. Die bei Arena
wird von Mike Gärtner und Partnerin präsentiert. Zwei Tiere,
quasi ein „Groß und klein mit Flossen“, zeigen ein
überschaubares Trickrepertoire, welches auch Aktionen im Wasser
beinhaltet. Mit teilweise neuen Tricks „glänzt“ das Trio Laruss.
Ihre Kraftakrobatik in Gold ist äußerst effektvoll und
leistungsstark, wurde aber bei Arlette Gruss oder beim
Heilbronner Weihnachtscircus deutlich stimmiger in Szene
gesetzt. Gegen den bekannten Haifisch in der Badwanne behält
auch Jimmy Folco die Oberhand. Wie bei den anderen Reprisen,
trägt dieser Auftritt ebenfalls seine eigene Handschrift. Jimmy
Folco ist somit ein höchst origineller, vor allem aber
sympathischer Begleiter durch das Programm, der im kommenden
Jahr wiederum bei Arena zu sehen sein wird. Sie haben den ersten
Teil eröffnet, sie beschließen ihn: Mit ihrer in eine kleine
Geschichte verpackten Rollschuhartistik setzten Merrylu Casselly
und Patrick Berdino den artistischen Schlusspunkt der
Wassershow. Es folgen Wasserspiele, die durch Lichteffekte, u.a.
mit Lasern, verstärkt werden.
Casselly und Co., Duo Kalachev, Diorio-Truppe
Die Pause wird
genutzt, um die Wassertechnik abzubauen. So geht es im zweiten
Teil auf bzw. über dem Sägemehl weiter. Auf gleich zwei
Todesrädern laufen die vier Herren der Truppe Diorio. Die Nummer
wirkt in erster Linie durch das doppelte Requisit und nicht
durch die Trickstärke. Anders ist das bei den acht Damen der
Shandong Truppe. Sie präsentieren sich nicht nur in bunten,
folkloristischen Kostümen sondern zeigen darin faszinierende
Antipodenspiele in immer wieder anderen, nahezu unmöglich
erscheinenden, Kombinationen. Für mich der artistische Höhepunk
im Programm. Nachdem Jimmy Folco unter die Golfer gegangen ist,
erleben wir ein großes Reiterschauspiel in rot. In dessen
Mittelpunkt stehen Alexia und ihre Tochter Merrylu Casselly.
Komplettiert wird das Quartett in langen Kleidern von Claudia
Folco und Susi Varga. Zusammen zeigen sie manegenfüllende
Bilder, im solo einen Steiger mit Reiterin und das Springen
durch einen Reif. Wie Roncalli, hat auch Arena einen
„Steilwandfahrer“ im Programm, der sich mit einer
Holzkonstruktion unter die Kuppel ziehen lässt, während er darin
mit dem Fahrrad seine Runden dreht. Jefferson Weber heißt der
Artist hier. Als Schleuderbrettartist im stilechten ungarischen
Kostüm bringt sodann Jimmy Folco bei seinem letzten Auftritt
gemeinsam mit seinem Publikums-Partner die Bretter seines
Requisits zum Splittern. Die Darbietung des Duo Kalachev kommt
zunächst als klassische und höchst seriöse Kür am Vertikalseil
daher. Dieser Eindruck muss spätestens dann revidiert werden,
wenn ein äußerst bissfreudiger Hund die Nummer „stört“. Was
folgt, ist eine amüsante Hundecomedy, die vor einigen Jahren im
Saisonprogramm des Circus Krone zu erleben war. |