|
Quedlinburg,
27. März 2010: Es macht einfach nur unglaublich viel Spaß, das
Programm zum 65jährigen Bestehen des Zirkus Probst.
Volkstümlich kommt es daher mit den permanenten Anfeuerungsrufen der
Akteure, vielen Tieren und ordentlich Tempo. Ein Hauch Folklore
hängt schon in der Luft bei der „Nr.1 aus Ostdeutschland“, aber
keineswegs angestaubt, sondern durch gutes Licht und fetzigen Livesound sogar sehr modern in Szene gesetzt. Probst feiert sich
selbst und den klassischen Zirkus – einfach, schnörkellos,
begeisternd. |
|
Alexandra und
Mercedes Probst
Pferde, Pferde,
Pferde: prägend für das Programm sind die Dressuren von Mercedes
Probst und Tochter Alexandra. Immer wieder preschen die edlen
Rösser in die Manege, immer wieder in neuen Inszenierungen und
mit neuen Dressurelementen. Den Anfang bildet Alexandra mit
einer im Winter neu einstudierten „Ungarischen Post“. Vier
Pferde und ein Pony eilen im hohen Tempo unter der Reiterin
hindurch. Ihr zweiter Auftritt ist als Hommage an das Moulin
Rouge tituliert und lässt die Tierlehrerin in drei Etappen mit
wechselnden Outfits in die Manege zurückkehren. Elemente der
Hohen Schule werden hier von zwei Schimmeln dargeboten. Während
Alexandra eines der Tiere selber reitet, steuert sie das andere
nur über lange Zügel. Nach Kostümwechsel zeigen die Vierbeiner
einige Steiger als Da Capo, bevor ein gewaltiger Warmbluthengst
mit einem Sprung über eine schulterhohe Barriere diesen
außerordentlichen Dressurblock beendet. Der große Ponyzug (20
Tiere) wird heuer im ersten Programmteil von Mercedes Probst
gezeigt, bevor sie nach der Pause im Mittelpunkt der
Wild-West-Impressionen steht. Diese Inszenierungsidee, die es in
ähnlicher Form schon einmal vor Jahren zu sehen gab,
löste die zuletzt gezeigte Spanien-Revue ab.
Rüdiger Probst |
Gemischt mit
Lasso-Spielen der Company wechselt hier Reiterei mit einer
Freiheitsdressur von vier Lewitzschecken ab. Drei berittene
Steiger runden dieses mit Marterpfahl und Cowboy- und
Indianerkostümierung gelungene Bild ab. Ebenfalls von Mercedes
und Alexandra Probst in die Manege gebracht werden die
unterschiedlichen Haus- und Bauernhoftiere der Familie. Neben
Esel und Ziegen sind hier auch Wildschwein und Hühner zu
bestaunen. Was diese Nummer aber zu einem wirklichen Glanzpunkt
macht, ist das komödiantische Talent der menschlichen Akteure,
allen voran von Mercedes Probst. Deren Bruder Rüdiger sehen wir
auch in diesem Jahr mit seinen Tigern im Zentralkäfig. Sechs
Raubkatzen animiert er zu einer anspruchsvollen Trickfolge:
Balkenlauf, Teppich und Tigerbar gehören ebenso zum
Repertoire wie Hochsitzer und diverse Sprünge, unter anderem
durch einen illumierten Reifen. Auch die Exoten hören auf
das Kommando des Tierlehrers. Nachdem zuerst drei
Trampeltiere ihre Lauffiguren absolviert haben und von
mehreren Lamas übersprungen wurden, ergänzen Zebras,
Elenantilopen und zwei junge Watussi-Rinder den tierischen
Reigen. Ein schönes Bild, die verschiedenen Arten zusammen,
und nicht nur nacheinander, in der Manege sehen zu können.
Das steigende Lama zeugt auch dafür, dass hier wie bei allen
Dressuren der Familie Probst nicht nur die Quantität,
sondern und im Besonderen auch die Qualität des Gezeigten
stimmt. Selbiges Urteil lässt sich auch über die engagierte,
elfköpfige Truppe Enkbaatar fällen. |
Truppe Enkbaatar
Die Artisten aus
der Mongolei kommen zunächst mit diversen Springseilen in die
Arena, um so bei dem zahlreich erschienenen Publikum gleich für
die richtige Stimmung zu sorgen. In kleinerer Ausführung – je
zwei Damen und Herren, angekündigt als Truppe Bactima – zeigen
sie eine flotte Jonglage mit Keulen, auch im Zwei-Mann-Hoch. Als
Höhepunkt werden zahlreiche Ringe, geworfen von den übrigen
Truppenmitgliedern, von einem der Artisten aufgefangen, was
leider in der besuchten Vorstellung auch nach mehrmaligen
Versuchen nicht ganz gelingen will. Die beiden weiblichen
Ensemblemitglieder arbeiten zudem in der einzigen Luftnummer am
Trapez, welche durch einige (natürlich longengesicherte)
Abfaller gekennzeichnet ist. Als Schlussnummer platziert ist die
Schleuderbrettdarbietung der kompletten Gruppe. Der dreifache
Salto sowie das 5-Mann-Hoch (mit Stange) sind hier die Höhepunkte.
|
James |
Eine geteilte
Meinung beim Publikum hinterlässt der italienische Clown James,
welcher vor zwei Jahren für kurze Zeit auch bei Fliegenpilz zu
sehen war. Für die einen sind die meisten seiner Scherze zu
herb, für die andere Seite passt dies einfach zum Charakter der
Show. Völlig harmlos ist sein Auftritt mit den tanzenden
Tellern, streitbar hingegen – weil ein wenig unter die
Gürtellinie gehend - ist das Glockenspiel mit drei Zuschauern,
welche durch Hüftschwung versuchen sollen einen Klang zu
erzeugen. Die durchaus lustigen Versuche der Akteure finden wie
immer großen Anklang beim Publikum und auch die Beteiligten, wie
der Autor des Berichts, haben zuweilen ihren Spaß. Verständlich
ist aber auch, dass es nicht jedermanns Geschmack trifft
|
Auch nicht der
angedeutete Versuch des Kreisens eines Hula-Hoop-Rings um das
männliche Glied. Zudem ist James in einer Elvis-Parodie auf der Suche
nach dem Licht. Mit Marko Morling und Regine Wohlfahrt setzt das
Unternehmen zudem seit Jahren auf ein bewährtes Moderatoren-Duo,
welches das Publikum durch die Vorstellung bis hin zum Finale samt
Feuerwerk führt. |
__________________________________________________________________________
Text: Benedikt Ricken; Fotos: Sven
Rindfleisch
|