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Duisburg, 29. Mai
2009: Zehn Jahr ist es jetzt her, dass in Köln eine
unverwechselbare Zusammenarbeit begann: Erstmals traten damals
Artisten zur Musik einer Kölner Band auf, die „Höhner Rockin' Roncalli Show“ feierte seine Geburtsstunde. Lud man zunächst ins
„(Rhein-)Land des Lächelns“ so gab es anschließend „Minsche,
Fiere, Emotionen“ im Manegenrund zu bestaunen. In „SingSalaBim“
standen dann Zauberei und Illusionen im Mittelpunkt. Die
aktuelle, vierte gemeinsame Produktion „Salto Globale“ feierte
2008 in Bonn Premiere und ist nach einem vierwöchigen Gastspiel
in Köln 2009 in diesem Jahr in Aachen und Duisburg zu sehen. |
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Dort steht die
Zeltlandschaft leicht versteckt in einem Wohngebiet in der Nähe
des modern gestalteten Innenhafens. Gespielt wird in einem
älteren Roncalli-Zelt – ohne die typische Kuppel, aber mit
demselben Durchmesser. Im Inneren eine erhöhte Bühne vor einem
Artisteneingang vergangener Tage, Bankreihen und weiter vorne
Holzstühle erinnern an den Reisecircus. Ein blauer Zweimaster,
der als Vorzelt fungiert und in dem Restauration und
Souvenirshop untergebracht sind, wurde zudem vom Verleiher
Schifke hinzu gemietet. Auf dem Gelände stehen nur wenige Wagen,
so die alte Roncalli-Kasse, ein Bürowagen und ein Hanomag als
Dekoration. Container dominieren das restliche Bild. Alle
Artisten und Mitarbeiter sind im Hotel untergebracht, einzig
Familie Duss steht mit ihren Tieren und samt
100.000-Liter-Bassin auf dem Platz.
Rigolo, Jigalov,
Lara Jacobs
Im Mittelpunkt der
Show „Salto Globale“ stehen auch heuer die vier Elemente, denen
die einzelnen Darbietungen zugeordnet werden. Im Vergleich zum
Vorjahr zeigt sich das artistische Line-Up jedoch leicht
verändert; so ist die junge Schweizerin Lara Jacobs mit ihren
Derwisch-Tänzen neu im Programm. Nicht mehr im Programm sind
dagegen der furiose Diabolo-Spieler
Tony Frebourg und
die Truppe Rokashkov am Quadratreck. Doch zurück zu Lara Jacobs:
Lange Zeit
lebte die heute 28-Jährige in den USA und verdiente dort als
Tänzerin, Model und Agenturchefin ihr Geld. In Istanbul ließ sie
sich dann im Derwisch-Tanz ausbilden, wobei sie sich mit
ausladenden Tüchern im schnellen Tempo zu „Du fühlst dich jood
ahn“ um die eigene Achse dreht. So wirklich überzeugen kann die
Darbietung allerdings nicht, wobei gerade ihr zweiter Auftritt –
hier entzündet sich am äußeren Rand des Tuchs eine Art
„Feuerbahn“ - doch ein schönes Bild abgibt. Mit Andrei Jigalov
und seinem Partner Csaba wurden für den clownesken Teil zwei
alte Bekannte engagiert - 2009 war noch Donimo für die Komik
zuständig. Mit dem Versuch seinem seriösen Gegenspieler seinen
Gesangsauftritt zu versauen und dennoch mit der Tücke des
Objektes kämpfend, gelingt es dem Russen spielend die Sympathien
der Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Der preisgekrönte
Komiker war übrigens bereits in der ersten „Höhner Rockin‘
Roncalli Show“ 2000 zu sehen und wird im Herbst diesen Jahres
unter anderem in den „Fliegenden Bauten“ in Hamburg sowie in
einigen GOP-Varietés auf der Bühne stehen. Er kommt im Übrigen
als einziger ohne Höhner-Begleitung aus.
The White
Crow |
Einen der beeindruckendsten Augenblicke der Vorstellung liefert Rigolo,
mit bürgerlichem Namen Mädir Eugster und übrigens Vater von
Tänzerin Lara Jacobs. Mit seiner fast schon meditativ
vorgetragenen Sanddorn-Balance setzt er zurecht den
Schlusspunkt. Völlig ruhig – selbst die Höhner verzichten mit
zunehmender Dauer der Nummer auf die musikalische Begleitung
mit „Hey Johannes“ – ist es diesem Moment im Zelt. Diese Ruhe
entlädt sich erst, wenn Eugster mit dem Wegnehmen des kleinsten
Blattes alles zusammenkrachen lässt. Unglaublich. Und trotz oder
gerade wegen dieses Kontrapunktes zu den restlichen Darbietungen
ein wahres Highlight. Die beiden
weiteren Highlights waren bereits im letzten Jahr mit von
der Partie. Zur Pause fliegt „White Crow“ – Frontfrau
Carole Demers wieder mit traumwandlerischer Sicherheit
durch die Zeltkuppel. Die Höhner intonieren passend „Wenn
nicht jetzt, wann dann“. Als Höhepunkt wird dann der
dreifache Salto mit anschließender halber Schraube
gesprungen – Weltrekord! Nicht nur die gezeigten Tricks,
sondern auch die gelebte Lebensfreude machen diese Nummer
zu etwas besonderem. Die Gruppe kann man ohne
Abnutzungseffekt einfach immer wieder sehen. Das selbige
gilt uneingeschränkt auch für die vier Seelöwen der
Familie Duss. Zu den Klängen eines Hitmedley, etwa „Echte Fründe“
und „Schenk mir dein Herz“, brennen die sechs Akteure ein
wahres Trick-Feuerwerk ab. |
Beeindruckend ist vor allem die Leichtigkeit mit der die
Tiere auch schwierigste, zum Teil interaktive Übungen
absolvieren. Es gibt wohl zurzeit keine andere
Seelöwen-Dressur, die an die Qualität und auch Quantität
der Tricks in der Duss`schen Darbietung heranreicht. Mit
ihrer flotten Flossenshow sind sie die eindeutigen
Lieblinge bei Ensemble und Publikum. Ebenfalls wieder
dabei ist der unglaubliche Klischnigger Oleksandr
Yenivatov als „Sasha the frog“. Zwar singen die Höhner „Dat
künne me och“, doch beim Anblick der extremen
Verbiegungskünste, die Sasha auf einem überdimensionalen
Zylinder mit einem sympathischen Lächeln präsentiert, mag
man daran so seine Zweifel haben. In seinem zweiten
Auftritt dreht er seinen Unterkörper um die eigene Achse
während er den Oberkörper mit Hilfe eines Metallgestelles
in der Ursprungsposition belässt. Auch Lorenzo Torres war einst
Schlangenmensch. Jetzt hat er sich unter dem Namen Mr. Lo ganz
dem Papierreißen verschrieben. Immer neue, unglaubliche
Gebilde bastelt der gebürtige Kalifornier mit Wahlheimat
München aus Papier und sorgt so für so manche Erheiterung
im Rund. |
Furia, Mr. Lo
Für die
Luftnummern ist auch diesem Jahr Marina Borzova verantwortlich.
Im ersten Teil schwingt sich die Russin unter den Klängen von
„Sonne und Teer“ in einem ausschweifenden Kleid am Schwungseil
durch die Kuppel, im zweiten Teil dann als Furia am Trapez
inklusive einiger (longenunterstützter) Abfaller. Zu „Gut so wie
es ist“ zeigt Aurelie samt der weißen Taube Celeste gleich zu
Beginn ihre Handstand-Equilibristik. Neben einzelnen starken
Tricks wie dem einarmigen Handstand bleibt vor allem das
poetisch-schöne Zusammenspiel mit dem Tier in Erinnerung. Mit
kleinen Intermezzi leitet die Gruppe Anima Planet in ihren
Fantasiekostümen passend ins nächste Thema ein, die Höhner
lassen immer wieder „Wie für uns gemacht“ als wiederkehrendes
Motiv erklingen. Apropos Höhner; auch diese wirken natürlich
wieder mit im artistischen Reigen. So spielt Gründungsmitglied
Peter Werner den seriösen Partner, den Jigalov in seiner bestens
bekannten Wasser-Reprise stören möchte und dabei am Ende doch
völlig durchnässt darsteht. Einen Soloaufritt hat auch Janus
Fröhlich mit Seelöwe Chico samt Küsschen für die Logenbesucher.
Mit „Männer in den besten Jahren“ präsentieren die Höhner in
diesem Jahr auch ein Stück, das ganz für sich alleine steht und
nicht zur Untermalung dient. |