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Diana Moreno-Bormann - Saison 08/09
www.cirque-diana-moreno.com ; 25 Showfotos

Paris, 10. Januar 2009: Ungewöhnlich - der Circus Diana Moreno Bormann. Ungewöhnlich, da er nicht reist. Ungewöhnlich – für einen Familiencircus – Erscheinungsbild und Programm. Seit rund zehn Jahren steht der Circus unverändert auf seinem Platz an der Porte de Aubervilliers. Als man den langjährigen Standplatz im Bois de Bologne aufgeben musste, wurde hierher gewechselt, direkt neben die Pariser Stadtautobahn.

Eng geht es zu auf dem Gelände, dicht drängen sich Zelte und Fahrzeuge aneinander. Ein schwerer hoher massiver Zaun umgibt den Circusplatz, gehört doch diese Gegend nicht unbedingt zu den Vorzeigeplätzen der Metropole. In der Vorstadt Aubervilliers können des Nachts schon mal Autos brennen. Da ist es nur folgerichtig, dass der Circus nur Nachmittagsvorstellungen, außerhalb der Schulferien dreimal wöchentlich, gibt. Die Frontseite des Zauns ist mit großen Plakatwänden versehen, sodass nur die Chapiteaukuppel von der Straße aus zu sehen ist. Zelte und Wagen sind in weiß-violett gehalten und mit nostalgischem Zierrat versehen. Die Optik erinnert an Il Florilegio und setzt sich im Innern des Pagoden-Chapiteaus fort. Hier ist rot der vorherrschende Farbton. Das sechsreihige Schalensitzgradin wird von Balkonlogen umrahmt. Ein edler Artisteneingang, Kronleuchter und chique Logen vervollständigen das Interieur. Das aktuelle Programm wird denn auch folgerichtig unter dem Motto 'Cirque de la belle Epoque' geboten. Es wird sehr gelungen in Szene gesetzt. Licht- und Tonanlage halten hohen Ansprüchen stand. Das Licht ist akzentuiert und wird virtuos gesteuert. Ein wenig eigen – und nicht unbedingt zum Thema 'belle Epoque' passend – ist allerdings die sehr moderne Musikauswahl.


Eric Moreno-Bormann

Der Zentralkäfig ist errichtet und verheißt einen interessanten Programmstart. Direktorin Diana Moreno' s Mann – Rex Bormann – kam vor Jahren bei einem Unfall mit seinen Raubkatzen zu Tode; nun werden die sieben Tiger vom Junior Eric Moreno-Bormann vorgeführt. Professionell und routiniert werden alle Tricks – inklusive Feuerreifensprung – gezeigt, die man von einer sehr guten Raubtierdressur erwarten darf. Das Kompliment mit einer Katze auf der Spiegelkugel ist allerdings in diesem Fall nicht der Abschluss der Vorführung. Die beiden folgenden Tricks sind ziemlich einmalig und überaus spektakulär. Dazu geht Eric Moreno-Bormann zwischen zwei Postamenten in den Handstand, beim zweiten Mal ist es ein Einarmer, und lässt, mit Hilfe seiner Frau Alexandra als Assistentin im Käfig, einen Tiger zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch springen.


Celine Bormann, Alexandra Moreno-Bormann, Ensemble

Im französischen Circus spielt der Sprecher, Monsieur Loyal wie er hier heißt, eine zentrale Rolle. Wortreich und ausführlich werden die einzelnen Nummern angesagt. Routiniert und äußerst charmant kommt Celine Moreno dieser Aufgabe nach. Fünf junge Männer, einer davon der neunjährige Direktionssohn Richard, produzieren sich mit Partnerakrobatik. Dann ein weiteres Highlight des Programms. Aus der Kuppel schweben zwei hell angestrahlte Kugeln im völlig dunklen Zelt nieder. Eine große – die Erde, die andere klein mit weißem Ring – der Saturn. Im Schwarzlicht kommt Alexandra in einem phantasievollen Kostüm in die Manege, nimmt die Ringe vom 'Saturn', springt auf die 'Erde' und beginnt mit ihrer Jonglage. Dann folgt eine virtuose Trickfolge mit Keulen und effektvoll beendet sie ihren Auftritt mit dem jonglieren von Fackeln. Eine muntere Hundemeute wird von Regina Moreno gekonnt präsentiert. Clown Romaric, in der Vergangenheit war er im Circus von Alexis Gruss zu sehen, erfreut mit verschiedenen Reprisen. So macht er zusammen mit Celine Moreno 'Magic'. Seine 'schwebende Jungfrau' nimmt ein jähes Ende und bietet eine verblüffende Lösung 'wie es geht'. Dann hat die sechsjährige Silvana ihren großen Auftritt. Eine kindgerechte Hula Hoop Darbietung findet im Hochziehen an einer Handschlaufe ihren Höhepunkt.


Celine Bormann, Romaric, Eric, Alexandra und Silvana Moreno-Bormann

Während der Pause wurde die Manege mit vier Stoffbahnen und darunter herab hängenden Tuchstrapaten, diese bleiben allerdings in der besuchten Vorstellung unbenutzt, überspannt. Zunächst wird mit großem Gehabe eine Würgeschlange durchaus beachtlicher Größe präsentiert. Es folgt eine Hohe Schule, die Eric Moreno-Bormann auf einem braunen Araber reitet. Vom Pferd aus führt er den Exotenzug des Hauses vor. Dieser setzt sich aus Kamelen, Lamas und Rindern zusammen. Ruhig und sicher wird die Trickfolge geboten. Elefanten hat der Circus inzwischen nicht mehr, die letzte Afrikanerin wurde an Sonny Frankello abgegeben. Am Schwungseil sehen wir Celine Moreno. Kraftvolle, interessante Tricks werden in flüssigem Ablauf perfekt gearbeitet. Vor Jahren war sie mit dieser Luftartistik unter anderem bei Alexandre Bouglione engagiert. Nachwuchsdresseur Richard präsentiert eine muntere Schar Laufenten. Seine Mutter Alexandra, sie stammt aus der Familie Pauwels, dirigiert die Cavalerie des Hauses. Die sechs prächtigen Apfelschimmel beherrschen ein umfangreiches Repertoire, dass fehlerfrei geboten wird. Einige Da-Capo-Steiger dürfen natürlich nicht fehlen. In einem klassischen Programm Pflicht – das große Entree der Clowns. Eric Moreno-Bormann und Romaric überzeugen mit ihrer Version des 'Boxroboter'. Die Rolle des Weißclown übernimmt in diesem turbulenten Spiel, das die Kinder vor Vergnügen kreischen lässt, Celine Moreno. In einem stimmigen Finale endet diese interessante und sehenswerte Programm eines Familiencircus, der Circus für die ganze Familie bietet.

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Text: Friedrich Klawiter; Fotos:
Stefan Gierisch, Friedrich Klawiter