|
Mellingen, 24.
März 2008: Mit dem Circus Starlight und dem Circus Monti gibt es
in der Schweiz gleich zwei Unternehmen, die ein ganz eigenes Konzept verfolgen.
Gemeinsam ist beiden Unternehmen, dass sie jedes Jahr mit
einem bunt zusammengewürfelten Ensemble, das meist frisch von
der Artistenschule kommt, eine komplett neue Show einstudieren.
Beide legen außerdem Wert darauf, aus ihren Shows mehr zu machen
als bloße Nummernrevuen und greifen deshalb Elemente des
Theaters auf. Während Starlight
allerdings dem avantgardistischen, kanadischen Stil frönt, setzt
Monti – passend zum pittoresken Aussehen von Zelt und Wagenpark
- auf eine nostalgisch verträumte und lebensfrohe
Herangehensweise, inklusive farbenprächtiger Kostüme und
schmissiger Livemusik. |
Tobias Muntwyler, Samuel Müller, Armelle Fouqueray und
Johannes Muntwyler
Heuer, 2008,
steht das Monti-Programm unter dem Motto „Eintauchen…“ und
erzählt die Geschichte der Angler Barsch und Egli, denen von
einer übermütigen Artistentruppe, der frisch gefangene Fisch
geklaut wird. Auf der Suche nach ihrem verschwundenen Fang
geraten die beiden mitten in eine Vorstellung des Circus Monti.
Genüsslich werden Barsch und Egli – dargestellt von den
Theatermimen Clo Bisanz und Adrian Meyer - von der Artistenschar
an der Nase herumgeführt und werden so Teil eines Spektakels
voller Artistik, Schalk, Poesie und überschäumender
Lebensfreude. Herrlich etwa, wenn Johannes Muntwyler den Fisch
im Rahmen einer urkomischen Hütchenspieler-Persiflage
hervorzaubert. Oder, wenn sich die beiden Angler, um an den
Fisch zu kommen, als Esel verkleiden und schließlich von einem
echten Esel – neben einigen Gänsen das einzige Tier im Programm
- durch die Manege gejagt werden.
Basile Narcy und Mario Muntwyler,
Truppe Akoréacro, Maxim Sole
Die artistischen Darbietungen werden in diesem Jahr in
erster Linie von der vierköpfigen, französischen Truppe
Akoréacro beigesteuert. Truppenmitglied Maxim Sole etwa beweist
Gleichgewichtssinn auf dem Washington-Trapez und sein Kollege
Basile Narcy ist mit Direktionssohn Mario Muntwyler
Hauptdarsteller in der obligatorischen Gruppenjonglage, an der
fast das gesamte Ensemble beteiligt ist. Akoréacros Hauptnummer
allerdings ist eine furiose, leistungsstarke und dank der
bezaubernden Claire Aldaya auch höchst sympathische
Handvoltigenarbeit. Zusätzlich zeigt Aldaya mit ihrem Partner
Romain Vignier eine Hand-auf-Hand-Darbietung.
Laura Tikka und Armelle Fouqueray,
Stefan Wepfer, Tobias Muntwler
Der zweite
Teil des Programms findet dann – natürlich nur in der
Vorstellung der Besucher - komplett unter Wasser statt. Dorthin,
in eine geheimnisvolle Unterwasserzelt, hat die Circustruppe
nämlich die beiden Angler entführt. Passend dazu zeigen Laura
Tikka und Armelle Fouqueray ihre turbulente Bungeeshow mit
Badekappen und in neckischen Schwimmkleidchen, Johannes
Muntwyler zersägt die sprichwörtliche Jungfrau mit Hilfe eines
Schwertfischs und Senja Korkkulas elegante Luftringdarbietung
wird von überdimensionalen Quallen begleitet. Letzteres ist für
meine Begriffe der einzige Fehlgriff von Regisseurin Gunhild
Hamer. Korkkulas Nummer im Original absolut bezaubernd, wird
durch den Wechsel des Kostüms und den Verzicht auf das
einleitende Geigenspiel absolut unter Wert verkauft. Immer
stärker werden dagegen die Diabolo-Spiele von Tobias Muntwler –
mittlerweile sogar mit drei Diabolos. Schlussnummer ist Stefan
Wepfers Arbeit am chinesischen Mast, die ungewöhnlich für das
Genre in hohem Tempo und unter Einbeziehung des Ensembles
präsentiert wird. |