CHPITEAU.DE

Circus Monelly - Tour 2008
www.circusmonelly.be

Huy, 22. März 2008: Circus unter Wasser! Nie war dieser Slogan zutreffender als hier, wenn auch in einem anderen, als dem  sonst allgemein angewandten Sinn. Der Zustand des Circusplatzes der kleinen Stadt ca. 30Km südwestlich von Lüttich,  lässt sich kaum beschreiben. Unmittelbar an der Maas und nur noch wenig über deren Wasserspiegel ist der Wiesenplatz gelegen, der nach dem Regen und Schnee der vergangenen Tage an diesem Ostersamstagabend  komplett mit einer mehrere Zentimeter hohen Wasser- und Schlammschicht bedeckt ist. Der unverminderte Schneeregen lies auch für die kommenden Tage keine Besserung des Zustandes erwarten. 

Kaum vorstellbar, wie viel Mühe, Kraft und Anstrengungen zwei Tage zuvor der Aufbau gekostet hat. Es verwundert nicht, dass die Direktion von permanenten Problemen in der Stromversorgung und damit verbundenen Ausfällen von Chapiteau- und Wohnwagenheizungen aufgrund der Nässe berichtet. Komplette Ironie ist es da, dass dieser Platz  keine Wasserversorgung bietet und das benötigte Trinkwasser für Mensch und Tier per Tankwagen herbei geschafft werden muss.


José Rodogell

Nur sehr wenige Besucher, genau 26 an der Zahl, finden sich an diesem Abend ein, um ein liebevoll gestaltetes Programm im kleinen, nostalgisch anmutenden Zweimasten-Chapiteau zu genießen. Ganz der alten Circustradition verbunden, ähnlich wie im Sarrasani unter Fritz Mey, beginnt jede Monelly Vorstellung mit der Flaggenparade aller teilnehmenden Nationen. Wie üblich, wird ein zu größten Teilen neues Programm geboten. Natürlich ist die zwölf-hufige hauseigene “Cavalerie“, jetzt präsentiert von José Rodogell weiterhin in der Manege zu sehen. Seinen zweiten Auftritt, die Dressur mit den beiden Ziegen hat er um zwei Hunde erweitert. Prolongiert aus dem Vorjahr wurde das Duo Victorias. Die beiden sympathischen Tierlehrer haben ihre Darbietungen ein wenig variiert. So wird der Auftritt der Hundemeute nun durch eine Esel-Einzelfreiheit eingeleitet und die Nummer im Western-Stile präsentiert. Die Katzennummer wird nun neu mit dem Schrägseillauf eines Tieres quer über die ganze Manege, eröffnet.


Georgina Navratil, Duo Medini, Asia Medini, Chicharin

Auch in dieser Saison ist eine Familie Navratil, es handelt sich um die des Bruders des letztjährigen Truppenchefs, bei Monelly engagiert. Die Eltern bringen  charmant und gekonnt ihre Version des Spaghettientrees. Tochter Georgina zeigt zunächst an einem drehenden Requisit Elemente von Ringperchartistik und Equilibristik. Des Weiteren ist sie mit einer ansprechend präsentierten Antipodenjonglage zu sehen.  Der mexikanische Clown Chicharin, Vater von Circus Charles Knie‘ s Clown Versace, ist mit vier Reprisen in der Monelly-Manege vertreten.  Asia Medini lässt zu Programmbeginn  temperamentvoll die Hula Hoop-Reifen kreisen. Ihre frische Präsentation hat es genauso schwer für ein wenig Stimmung im leeren Gradin zu sorgen, wie alle nachfolgenden Akteure. Bewundernswert, wie angesichts der äußeren Umstände und des erbärmlichen Besuchs alle Akteure voller Elan und mit viel Spielfreude ihren jeweiligen Auftritt absolvieren. Nie kommt das Gefühl auf, man werde mit einer schnell heruntergerissenen Nummer abgespeist. Im zweiten Programmteil sehen wir Asia wieder, diesmal am Ringtrapez. Ihre Eltern sorgen in beiden Programmteilen für den artistischen Höhepunkt. Ihre Arbeit am Haltestuhl, unmittelbar vor der Pause, ist trickstark und wird perfekt präsentiert. Als Finalnummer bringt das Duo Medini seine  RolaRola. Vielfältige Tricks werden sehr sicher und souverän gemeistert.

Das Finale folgt seit einigen Jahren einer unveränderten Regie. Direktorin Monika Holzmüller verabschiedet sich und das Abenteuer des Rückwegs durch Wasser und Schlamm zu den eigenen Autos im nunmehr dichten Schneetreiben beginnt.

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Text: Friedrich Klawiter; Fotos: Friedrich Klawiter, Circus Monelly