CHPITEAU.DE

Cole Bros. Circus - Tour 2008
www.colebroscircus.com

Newark, 22. August 2008: Zahlreich war das Publikum zur 19-Uhr-Premiere des Cole Bros. Circus an diesem Freitag erschienen. Angelockt durch “Buy one, get one free” Gutscheine und Radiowerbung waren überraschenderweise auch viele Jugendliche und Studenten erschienen. Schon eine Stunde vor Beginn der Vorstellung kamen die ersten Besucher auf den Circusplatz und ließen sich durch Elefantenreiten, Zuckerwatte, Gesicht bemalen etc. die Wartezeit vor dem gelb-roten 6-Masten-Zelt verkürzen.

Im 2884 Personen fassenden Chapiteau ging es dann an Souvenirständen vorbei zur ovalen Manege, in der Kamel- und Ponyreiten für die Kleinen angeboten wurden. Leider ließ der selbst ernannte “World's Largest Circus Under the Big Top” vor Beginn der Vorstellung kaum Circusstimmung aufkommen. Das spärliche Innere mit einem einfachen Artisteneingang aus Plastik und einer sägemehlfreien Manege, wurde mit regulären Baustrahlern beleuchtet und durch minderwertige Bandmusik beschallt. Generell scheint Atmosphäre für die meisten Unternehmen in den Vereinigten Staaten eher nebensächlich, und es werden andere Prioritäten gesetzt. Das Programm begann wie in den USA üblich mit der Präsentation der amerikanischen Flagge und der Nationalhymne. Diese Aufgabe wurde von einer etwas aufgeregt wirkenden 13-jährigen Miss Delaware Teen übernommen, die mühevoll versuchte, die richtigen Töne zu treffen.

Nach dieser unfreiwillig komischen Einlage begann das klassische Nummernprogramm unerwartet spektakulär mit den Thunderdome Raiders aus Südamerika. Das Trio zeigte genreübliche Tricks in der Motorradkugel, bei denen unter anderem auch die Kugel in zwei Teile geteilt wurde. Während die Kugel noch abgebaut wurde, begann im anderen Manegenteil bereits ein sympathischer junger Südamerikaner mit seiner Arbeit am einfachen Todesrad. Zu modernen Technoklängen verstand er das Publikum mitzureißen. Als der Ringmaster die Zuschauer noch mit dem Spruch “the louder you go, the faster he goes” (je lauter ihr seid, desto schneller dreht sich das Rad) animierte, stieg der Lärmpegel zu ungeahnten Höhen an. Der amerikanische Tiertrainer Mike Rice hatte danach mit einer Pferdecomedy seinen ersten von drei Auftritten. Obwohl der Bier trinkende Schimmel vor allem beim jungen Publikum sehr gut ankam, konnte sich auch der eine oder andere Erwachsene der Komik nicht entziehen. Heiter ging es mit dem ersten Entrée des südamerikanischen Clowntrios weiter. Ihre eigenen Version von “Hier wird nicht musiziert” sorgte für den einen oder anderen Lacher und verstand es, mit zeitgenössischer Musik so manchen Zuschauer zum Mittanzen zu bewegen.


Flying Grazianos

Die Trapeznummer der “Flying Grazianos” zog darauf folgend die Blicke der Besucher unter die Circuskuppel. Am fliegenden Trapez zeigte die vierköpfige Truppe mehrere Passagen, einen Dreifachen, sowie eine doppelte Passage. Carolyn Rice versetzte mit ihrer Pony und Hundenummer das Publikum zurück in die Anfangszeit des amerikanischen Circus, den sogenannten “Dog and Pony Shows”. Als letzte Nummer vor der Pause betrat die russische Artistin Svetlana in Begleitung von sechs bildhübschen Artistinnen die Manege und begann an den Tüchern die zweite Luftnummer des Abends. Die Nummer wirkte durch unpassende Musikwahl und schlechte Ausleuchtung trotz Luftballetts unauffällig und leitet mit anschließender Parade die Pause ein.


Menschliche Kanonenkugel, Zopfhang, Flying Grazianos

Nach der Unterbrechung hatten die Clowns ihren zweiten Auftritt. Die schlechte Empfangsqualität ihres Fernsehers verlangt nach dem vollen körperlichen Einsatzes eines Zuschauers. Die unfreiwillige Komik des leicht angetrunkenen Herren lässt die Nummer amüsanter erscheinen als geplant. Die Allround-Artistin Svetlana zeigt auf einer Plattform ihr Können als Handstand-Equilibristin. Leider geht auch diese Nummer im komplett ausgeleuchteten Manegenoval unter und verfehlt ihre Wirkung. Als dritte Luftnummer folgt die Zopfhang-Darbietung zweier bulgarischen Schönheiten, die gekonnt das Publikum in ihren Bann ziehen. Zurück auf dem Boden der Tatsachen angelangt erwartete das Publikum die Dromedarfreiheit von Mike Rice. Beeindruckend das umfangreiche Trickrepertoir der vier Tiere, sowie der ruhige Vorführstil des amerikanischen Tierlehrers. Die “Flying Grazianos” beweisen mit ihrer Schleuderbrettnummer ihr Talent auf dem Boden und werden von den absoluten Publikumslieblingen des Abends abgelöst: Den drei indischen Elefanten der Byrd Familie. Die Nummer ist außergewöhnlich trickreich, wird flott präsentiert´und löst wahre Begeisterungsstürme aus. Die menschliche Kanonenkugel bildet traditionell den Abschluss des Programms und nach einem kurzen Finale wird das zufriedene Publikum wieder in den Alltagstrott entlassen.

__________________________________________________________________________
Text: Marco Kristen; Fotos: Marco Kristen, Circus Cole Bros.