Ignat Ignatov, Max
Siemoneit-Barum, Anatoli Zhukov
Eingeleitet
werden diese durch eine Gruppe von fröhlichen Menschen in
orientalischen Kostümen. Kein langatmiger Umzug wie im
vergangenen Jahr, sondern ein kurzer, schwungvoller Reigen.
Ignat Ignatov zeigt sodann vier Zebras, gefolgt von vier Lamas
und einer Gruppe Kamelen.
Letztere werden nach einer Laufarbeit von einem Guanako
übersprungen. Bis danach Tsavo aus seinem geräumigen Freigehege
in die Manege gebracht wird, dauert es erfahrungsgemäß etwas.
Diese Zeit nutzen Petit Gogou und Maximilian Siemoneit-Barum für
die Beschwörung einer kessen Schlange. Vertrieben werden sie
schließlich vom herantrabenden Nashornbullen. Als „Wasserspeier,
Entfesselungs- und Feuerkünstler“ bezeichnet ihn das bereits zum
Saisonstart vorliegende aktuelle Programmheft. Anatoli Zhukov
hat in der Tat viele faszinierende Talente. Ob er nun Unmengen
von Wasser spuckt oder mit dem Feuer spielt, sich Messer auf den
Bauch fallen lässt oder sich der angelegten Fesseln entledigt,
der Russe bringt seine Zuschauer zum Staunen. Effektvoll sind
ebenfalls seine ausdauernden Künste als Feuerspucker nachdem er
literweise Spiritus zu sich genommen hat.
Pierre Bauer |
Auf Safari begibt
sich anschließend Petit Gougou im Tropenlook. In einem offenen
Geländewagen mit Zebra-Muster fährt er in die Manege, wo er
prompt auf einen Affen trifft. Nachdem sich beide ein Duell mit
immer größer werdenden Keulen geliefert haben, erklimmt der Affe
die flugs aufgestellte Palme. Bei dieser handelt es sich um
einen schwankenden Masten und bei dem „Affen“ natürlich um
Pierre Bauer, der seine bekannte Mastennummer effektvoll neu
verpackt hat. Zum Abschluss wirft er von oben herab zielgenau
eine Kokosnuss auf den Tropenhelm von Petit Gougou. Kompletter
Stimmungswechsel. Flamenco ist jetzt angesagt. Jongleur Yves
Nicols und seine Partnerin Ambra nehmen das Publikum zunächst
tanzend mit nach Spanien. Daraufhin arbeitet sie an roten
Tüchern, während er dazu singt. Dann nimmt Ambra ihren Partner
mit in die Luft. In der nächsten Sequenz zeigt er Auf- und
Abschwünge bevor beide nebeneinander an jeweils einem Tuch
fliegen. Es ist eine dieser durchdachten und perfekt umgesetzten
Circusnummern, die unter die Haut gehen – einfach schön. Den
beiden Spaniern gehört völlig zu recht der stärkste Applaus des
Abends. Eine Begleitung durch Livemusik wird hoffentlich in
Kürze die Wirkung noch verstärken.
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Ignat Ignatov,
Dieter Dittmann, Rebecca Siemoneit Barum
Wer wie ich eine
große Pferdegruppe erwartet, kommt in diesem Jahr nicht auf
seine Kosten. Lediglich vier braune Araberhengste bringt
„Gaucho“ Ignat Ignatov in die Manege. Auf einem davon reitet er
selbst. Er präsentiert nichtsdestotrotz eine schöne Laufarbeit
zu mitreißenden südamerikanischen Klängen. Ebenfalls im
Gaucho-Look führt Rebecca Siemoneit-Barum die sechs
Classic-Ponys des Unternehmens vor, immer mit einem
sympathischen Augenzwinkern. Als da capi zeigt Ignat Ignatov
verschiedenen Steiger und neu die Kapriole eines Pferdes am
langen Zügel. Als Pausennummer vorgesehen ist das Flugtrapez der
Flying Costa, vier junge Artisten aus Brasilien. An diesem Abend,
dem der Saison-Premiere,
sehen wird sie aber nur in Zivil. Der Versuch, das Fangnetz
während des Einlasses probeweise aufzubauen misslingt. Und so
erleben wir, wie bereits die Gäste der Nachmittagsvorstellung,
an diesem Abend keine fliegenden Menschen unter der Circuskuppel.
Inzwischen arbeitet das Flugtrapez in jeder Vorstellung.
Gerd Siemoneit-Barum, Tom Dieck, Alexander Lacey, Daniel Raffo –
diese Namen stehen für hochkarätige Raubtiernummern. In diese
Riege darf sich seit diesem Jahr auch Dieter Dittmann einreihen,
ohne dabei allerdings zu seinen Vorgängern aufschließen zu
können. Die Barum-Manege ist, zumindest im Moment noch, eine
Nummer zu groß für ihn. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seine
wenigen Requisiten wirken recht verloren im großen Rund, das vom
Zentralkäfig umschlossen wird, in dem vor vielen Jahren noch die
weißen Tiger von Gerd Siemoneit-Barum gearbeitet haben. Keine
Frage, Dittmann ist ein guter Tierlehrer. Was ihm aber fehlt ist
das Showmanship seiner Vorgänger. Seine Tiere, an diesem Abend
sind es fünf schöne Exemplare, zeigen ein anspruchsvolles
Repertoire: Hochsitzer, Roll over, Sprünge über Artgenossen und
durch einen Papierreifen sowie das Laufen auf den Hinterbeinen
gehören dazu. Dittmann, im orientalischen Kostüm mit Turban,
wünscht man, dass er diese tollen Leistungen besser verkauft.
Bei Barum hat man dies wohl erkannt und schickt deswegen eine
kleine Episode voran: Rebecca Siemoneit-Barum verkündet, dass
der Raubtierdompteur nicht da sei und bittet Petit Gougou
einzuspringen. Als dieser dankend ablehnt, kommen beide auf „den
Dieter“, der gerade im blauen Kittel die Postamente in Ordnung
bringt. Im Hause Siemoneit-Barum dürfte Dittmann aber gute
Möglichkeiten haben, den Verkauf seiner Darbietung auszubauen. Ein perfekter
„Verkäufer“ ist Yves Nicols bereits. Der Jongleur reißt das
Publikum mit. Er startet mit Bällen, schickt seine Bumerangs auf
die Reise über die Köpfe des Publikums und räumt mit seinen
Keulen ab, deren Jonglage er mit akrobatischen Sprüngen
kombiniert. Begleitet wird er von seiner klassischen
Assistentin, die ebenso wie er im spanischen Outfit auftritt.
Nicht nur ein Outfit, sondern jede Menge davon hat das Duo
Monastyrsky dabei. Dieses wechseln sie in rasanter
Geschwindigkeit von hell zu dunkel und lang zu kurz. Dazu zeigen
sie elegante Tanzschritte, effektvoll unterstützt von der Musik
des großen Orchesters. Quick Change par elegance.
Petit Gougou, Duo
Monastyrsky
Sympathischer
Begleiter durch das Programm ist der bereits erwähnte Petit
Gougou. Schon vor der Show spielt er sich als Gast, der seinen
Platz sucht, durch das Publikum. Gemeinsam mit seinem
„Gegenspieler“ Maximilian Siemoneit-Barum erklärt er bei der
Begrüßung auf originelle Art was im Chapiteau erlaubt ist und
was nicht. In weiteren Reprisen erleben wir ihn mit seinem
Steckenpferd, einer Drehorgel, einem Gummiband und dem zersägten
Baustamm. Nach dem Finale werden aus den Gegenspielern Partner,
wenn Maximilian Siemoneit-Barum den vermeintlichen Querulanten
in die große Artistenfamilie aufnimmt. Das Finale selbst wird
singend von Rebecca Siemoneit-Barum eingeleitet. Tanzend
verabschiedet sich das gesamte Ensemble und nimmt den
begeisterten Applaus entgegen. Abschiedsworte sowie eine
Vorstellung der Artisten gibt es leider nicht mehr. |