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Circus Herman Renz - Tour 2007
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Nijmegen, 30. April 2007: Um es vorweg zu nehmen: Stehende Ovationen zum Finale beweisen, dass der Niederländische Nationalcircus Herman Renz hält, was der Programmname „Bellissimo“ verspricht. Dennoch vor allem die Gesamtinszenierung hat mich trotz italienischer Regie nicht so überzeugt wie die Jahre zuvor. Was vor allem daran liegen mag, dass Opening und Finale bereits aus dem Vorjahr bekannt sind und so der Überraschungseffekt fehlte.

Mit Tommy Dieck jr. und dem Pedro Carillo Trio ist es der Direktion, die in den Personen von Sprechstallmeister Robert Ronday und Clown Milko (Steijvers) auch in der Manege präsent ist, gelungen, zwei Gewinner vom internationalen Circusfestival von Monte Carlo in die Niederlande zu holen. Tommy Dieck jr.s Löwen beweisen ihre Sprungkraft. Während Tiger Rani lieber auf Schmusekurs mit dem Dompteur geht, drängt einer der Löwen Tommy sogar bis in die Gitterstäbe. In der Tierschau warten übrigens drei junge Tiger auf ihren ersten Auftritt. Einen silbernen Clown gewann das Pedro Carillo Trio mit seiner Hochseilnummer in Monte Carlo und ist deswegen auch zu Recht als Schlussnummer im Programm zu sehen. Seilspringen, Überspringen einer liegenden sowie einer stehenden Person und zwei Mann hoch führen zum Höhepunkt hin: einen Salto rückwärts. Wie würde Robert Ronday sagen: „Bellissimo“.


Pedro und Tatjana Carillo

Als Zweitnummer haben Pedro und Tatjana im ersten Teil eine Darbietung am Trapez einstudiert, die durch viele waghalsige Abfaller zu begeistern weiß und erstmals Stimmung in Zelt brachte. Die Familie Faltiny mit ihrer Einradnummer sowie einer Jonglage war letztes Jahr bei Royal in der Schweiz zu Gast. Höhepunkte: der Spagat auf dem von zwei Trägern auf Einrad getragenen Schlappseil sowie ein gleichzeitiges Jonglieren von sechs Keulen.


Emil Faltiny, Simona, Duo Pedersen

Sohn Emil ist mit einer Mischung aus freistehender Leiter und Kubus-Jonglage zu sehen. Ballet-Girl Simona zeigt ihre Kontorsionistik auf einem sich drehenden Gestell samt kleinen Springbrunnen und Feuerstellen. Wunderschön dazu die Begleitung mit der Geige und Friedenstauben zum Abschluss. Die zwei Seelöwen des Duo Pedersen sind ebenfalls wahre Balancekünstler und demonstrieren dies mit Bällen unterschiedlicher Größe. Ein Junge und ein Mädchen aus dem Publikum dürfen den Tieren Ringe zuwerfen und bekommen einen Fisch, nein einen Kuss als Belohnung. Zwei Pinguine beenden die Nummer mit einer Rutschpartie.


Milko & Bruno, Michel Jarz

Alte Bekannte bei Herman Renz sind Tamara, die im diesen Jahr Antipoden und eine Nummer mit Netz präsentiert, und Michel Jarz, der acht Araber in die Manege bringt. Während Tamaras Netznummer eigentlich nur den Käfigabbau überbrückt, fasziniert die Antipoden vor allem durch die geschickte Wahl des Lichts. Michel Jarz Araber beherrschen derweil Gegenlaufen, en parteille sowie diverse Steiger. Im Anschluss drehen drei Gänse ihre Runden – auch durch die Zuschauerreihen. Dafür verantwortlich ist Clown Frenky, der zusammen mit Milko und Bruno Chicky für den clownesken Teil verantwortlich ist. Allerdings zieht sich ihr Entree „Bienchen, Bienchen, gib mir Honig“ und auch sonst waren die beiden (Frenky und Milko) schon witziger.

Trotz der bereits erwähnten Abstriche bei der Gesamtinszenierung sorgen auch in diesem Jahr herausragende Licht- und Tontechnik, originelle Ballettauftritte und natürlich allen voran die Artisten dafür, das es auch dieses Jahr heißt: Der Niederländische Nationalcircus Herman Renz gehört zu den besten Unternehmen Europas.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Sven Rindfleisch