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Darmstadt, 3. März
2007: Ganz so wie immer geizte Harry
-Eschi- Spindler auch in Darmstadt nicht mit Superlativen bei
der Vermarktung seines Circus. “100 Menschen, 100 Tiere, 100
Wagen im höchsten Zeltpalast der Welt zum ersten mal auf dem
Messplatz” verkündete er den Darmstädtern. Sind auch die Zahlen
branchenüblich ein wenig nach oben gerundet, fanden doch die
zahlreichen Besucher einen beeindruckenden Großcircus in
perfekter Optik dargeboten vor. |
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Betrachtet man Umfang und Zustand
des aufgebotenen Materials, wird schnell klar, dass die
Werbeaussage zweitgrößter Circus in Deutschland zu sein,
zumindest in Bezug auf die klassischen Geschäfte, absolut
zutreffend ist. Stakettzaun mit Lichterbögen, Vordach,
Restaurationszelt sowie der seitlich angeordnete Kassencontainer
und die beiden bemalten Frontwagen sind gepflegt und laden zum
Besuch ein. Die Sattelauflieger, alle einheitlich lackiert und
beschriftet, wurden exakt ausgerichtet, die Flotte der
Zugmaschinen steht in Paradeaufstellung zwischen Vorzelt und
Chapiteau. Die sehr hohe Kuppel des Barelli-Palastes, dessen
weiße Plane nach Jahren der Benutzung nun ein wenig Patina
angenommen hat, überragt das Ensemble und beherrscht den Platz.
Die historische Feuerwehr,
dekorativ mit Circusmotiven verziert, ist publikumswirksam am
Platzeingang aufgefahren.
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Timmy Barelli,
Familie Donnert, Harry Barelli |
Nach sehr gutem Besuch am
Nachmittag ist das Zelt zur Abendvorstellung bis auf den letzten
Platz besetzt, als Timmi Barelli das zu größten Teilen neue
Programm eröffnet. Seine Applaus-Animation und Glockenspiel
bringen sofort Stimmung und der Funke springt über. Als sich
dann der Vorhang hebt und die prächtige Bühne mit großem
Orchester und Sänger sichtbar wird geht ein erstes Raunen durch
die Zuschauerreihen. Wieder einmal beweißt die Direktionsfamilie
ihr Gespür für Publikumswirksamkeit und ihr großes Geschick im
virtuosen Einsatz von Verkaufsunterstützung und gestaltet aus
ganz “normalen Nummern”, ohne Einsatz von herausragenden
Superstars, ein äußerst kurzweiliges unterhaltsames Programm. Die Familie Donnert, in der
letzten Saison bei Herman Renz in Holland, startet die
Programmfolge mit ihrem Pas de deux. Sie setzen mit ihrer sicher
vorgetragenen, schwungvollen Jockeyreiterei auch den
Schlusspunkt. Die hauseigenen Dressuren wurden gegenüber dem
Vorjahr größtenteils variiert. Franz Barelli zeigt in einem
orientalischen Eröffnungsbild nun zuerst drei weiße
Steppenkamele zusammen mit drei Friesenhengsten. Der
anschließende Auftritt von sechs jungen Dromedaren bietet eine
gefällige Laufarbeit. Alle Tiere sind mit prachtvollen,
aufwändig gearbeiteten, schwarz-gelben Schabracken geschmückt,
auch das Kostüm des Vorführers ist dazu farblich perfekt
abgestimmt. Rolina Spindler brilliert mit ihrem 6er Zug Arabern.
Zehn Friesenhengste, ebenfalls mit neuem, hellblauem Sattelzeug,
folgen Harry Spindler-Barelli in die Manege. Das Publikum
goutiert seine hervorragende Arbeit und feiert ebenso das
anschließende Groß und Klein sowie die zahlreichen Da Capo
Pferde mit frenetischem Applaus. Prolongiert wurde Karoly
Donnert mit seinen Tigern. Neu ist die Eröffnung der Nummer mit
Hochsitzer auf einer Spiegelkugel. Dieser Trick ersetzt den Lauf
über die aufleuchtenden Podeste. Trotz der großen Anzahl
Dressurnummern wirkt das Programm keineswegs “tierlastig”, da
alle Auftritte gut und flüssig absolviert werden und keine
unnötigen Längen beinhalten. |
Kathy Donnert, Timmy Barelli,
Lajos Nereus
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Timmi Barelli trifft mit seinen
Reprisen genau den Geschmack des begeistert mitgehenden
Publikums und wird im Finale bei der Einzelvorstellung mit
Beifallsstürmen gefeiert. Im artistischen Bereich zeigt die
Tochter Karoly Donnert ihre Antipodenspiele. Ihr Mann, Lajos
Nereus jongliert sicher und variantenreich mit Bällen, Keulen
und Ringen. Die
Taschkhenbaevs, lange bei Fliegenpilz im Programm, erobern mit
ihrem Hochseil den Raum über der Barelli Manege. Leider lässt
die Konstruktion ihres Seilapparates keine Arbeit in größerer
Höhe zu. Ihre Leistung wirkt hier stärker, besser präsentiert.
Dies sicher nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden
Live-Musikbegleitung. |
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Überhaupt kommt dem Barelli
Orchester ein großer Anteil an der Begeisterung der Zuschauer
zu. Gelungene, treffende Auswahl der Stücke, schwungvoll und
mitreißend gespielt, größtenteils mit Life-Gesang unterstützt,
zaubert das Orchester die stimmige Atmosphäre. Die gute
Lichtregie sowie das ansprechende elegante Ambiente des
Chapiteaus tun ein übriges hinzu.
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Das
ganz im Stil von Roncalli inszenierte Finale vereint alle
Mitwirkenden in der Manege und minutenlange Standing Ovations
sind Ausdruck für die Zufriedenheit und Begeisterung des
Publikums, das mehr als zweieinhalb Stunden bester
Circusunterhaltung genossen hat. |
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Text: Friedrich Klawiter; Fotos:
Friedrich Klawiter, Sven Rindfleisch
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