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Limburg, 3. März
2007: Viele Besucher applaudierten beim
Finale der Samstagabendvorstellung in Limburg im Stehen, von der
Tribüne waren Bravo-Rufe zu hören: Der Circus Probst (West)
trifft offenbar den Geschmack des Publikums – und zwar mit einem
gefälligen, betont klassischen Programm, dessen Stärke mit
Sicherheit die Tiervielfalt ist.
Probst
präsentiert in diesem Jahr eine wahre Arche. Stephanie Probst
eröffnet das Programm mit dem schwarz-weißen Zug Friesen und
Araber zu Melodien aus dem Musical „Chicago“. |
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Lars Hölscher, Stephanie Probst
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Im passenden schwarzen Outfit besticht sie
nicht nur durch ihr Können als Tierlehrerin, sondern vor allem
auch durch umwerfenden Charme, Eleganz und volle Präsenz. Ebenso
sympathisch ist Lars Hölscher aus dem Hause Fliegenpilz, der in
der Saison 2007 das Probst-Programm bereichert. In der ersten
Hälfte führt er zunächst Giraffe Bongo – ohne Longe – durch die
Manege, zeigt eine Freiheit mit fünf Zebras und reitet auf dem
Nashorn Rafiki. Im zweiten Programmteil kehrt er mit seinen drei
Elefanten zurück in die Manege. Besonders im Zusammenspiel mit
der Afrikanerin Sonja zeigt sich das besondere Vertrauen
zwischen Mensch und Tier: Lars Hölscher macht einen Kopfstand
auf dem Schädel der Elefantin, lässt sich kopfüber – mit einem
Bein zwischen den Sonjas Kiefern – durch die Manege tragen und
von dem Tier überschreiten. Direktor Reinhard Probst zeigt den
Exotenzug mit verschiedenen Rindern, Kamel und Dromedar, Lamas,
Zebra, Emu und Kaltblutpferden. Schließlich eröffnen Yvonne und
Knut Muderack den zweiten Programmteil mit ihren acht Löwen, die
sie ruhig und souverän präsentieren. Yvonne Muderack legt sich
sogar auf den Boden unter zwei Löwen, lässt sich von ihren
Tieren überspringen und setzt sich in Reiterpose auf das
Löwenmännchen. |
Der artistische Part kann mit den
Tierdarbietungen nicht ganz mithalten, die Handstandnummer von
David Wolf wirkt stellenweise arg wackelig, die
Vertikalseilnummer von Denisa Wolf wäre verzichtbar. Umso besser
gefallen David und Richard Wolf in ihrer komischen
Kaskadeurnummer. Die routinierte Jongleuse Beatrice Weidner
gehört bei Probst quasi fast schon zum Inventar und überzeugt
einmal mehr mit ihrer Arbeit auf der schrägen Rampe oder wenn
sie sieben Ringe gleichzeitig in der Luft hält. Vor dem
erfrischend flott inszenierten Finale folgen noch zwei
artistische Ausrufezeichen: zunächst die Tsytko-Familie mit
ihrer Kombination aus antipodistischen und ikarischen Tricks.
Die beiden Artisten werfen sich mit den Füßen die Requisiten –
dank unterschiedlich hoher Trinkas – über „zwei Etagen“ zu. Der
spektakuläre Schlusstrick: Ein Artist balanciert auf den Füßen
eine dreigeteilte, verwinkelte Leiter; auf deren Spitze
jongliert der zweite Artist im Handstand mit den Füßen – auf
Trapezhöhe. Am schwingenden Trapez sorgen die Timulin Sisters
dann auch für den prickelnden Höhepunkt des
Zweieinhalb-Stunden-Programms, das durchweg von Live-Musik des
sechsköpfigen Orchesters begleitet wird. |
Was dem Programm gut täte, wären
mit Sicherheit Straffungen und etwas mehr Tempo. Stehende
Ovationen sind dennoch Beweis genug: Der sympathische, stimmige,
gepflegte Traditionscircus Marke Probst findet sein Publikum. |
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Text: Markus Moll; Fotos: Sven Rindfleisch
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