CHPITEAU.DE

Circus Probst - Tour 2006
www.circus-probst.de

Mannheim, 18. März 2006: Keine Frage: Man kann bemängeln, dass das aktuelle Programm des Circus Probst (West) im artistischen Teil deutlich schwächer ist als in den letzten Jahren. Wenn man aber bedenkt, dass das Unternehmen im tierischen Teil heuer noch mal zugelegt hat und dank des bewährten Live-Orchester stets echte Circusatmosphäre im Probst-Chapiteau aufkommt, kann man nur zu dem Schluss kommen, Probst bietet auch heuer wieder unverfälschte Circuskunst, die beim zahlenden Publikum und auch bei mir den Funken über springen lässt.


Tommy Dieck, Sonja und Reinhard Probst

Großen Anteil daran haben nicht zuletzt die großen hauseigenen, vom unvergessenen Uwe Schwichtenberg dressierten, Tiergruppen. Auch in diesem Jahr gehört der große Exotenzug zu den Highlights im Programm. Ein artenreicheres und wohl auch leistungsstärkeres Exotentableau ist nicht so leicht zu finden. Wunderbar anzusehen auch die beiden großen Pferdenummern. Beide unter der äußerst eleganten und stilvollen Peitschenführung von Stephanie Probst, die nicht nur in der Manege Uwe Schwichtenberg nacheifert, sondern genau wie ihr großes Vorbild jeden Morgen drei Stunden mit den Schützlingen probt. Chapeau für diesen Einsatz! Mit der gemischten Raubtiergruppe von Tom Dieck junior ist es der Familie Probst außerdem gelungen, „eine der besten gemischten Raubtierdarbietungen unserer Zeit“ zu verpflichten. Fünf Löwen, darunter drei männliche, und zwei Tiger sind es, die Dieck junior gekonnt zu Pyramiden, Sprüngen und zahlreichen Hochsitzern anleitet. Geschmust wird zwischendurch freilich auch. Am spektakulärsten und eindrucksvollsten sind aber die diversen spielerischen Scheinangriffe. In Anbetracht dieser Vielzahl an hochklassigen Tierdressuren ist es wohl nicht übertrieben, wenn man Probst – jedenfalls im tierischen Bereich – in die Top 4 der deutschen Circusunternehmen aufnimmt.


Flying Timulin Sisters, Moody, Beatrice Weidner

Auch wenn der artistische Teil dieses Jahr eher schwach ist, gibt es mit den mongolischen Schwestern Ojuna und Nenda auch heuer ein wirkliches Highlight. Am Duo-Trapez zeigen die beiden spektakuläre Abfaller, inklusive eingesprungener Pirouetten. Beinahe schon zum Probst-Inventar gehört Beatrice Weidner mit ihrer abwechslungsreichen Jonglierdarbietung, die immer wieder zu gefallen weiß. Spaß macht auch die abwechslungsreiche afrikanische Folklore-Show der Osibisa Acrobats aus Ghana, die allerdings ohne artistische Höchstschwierigkeiten auskommt. Anders Moody aus Tansania, der seine Handstandkünste zu temperamentvoller afrikanischer Musik bringt, gar den Klötzchen-Abfaller zeigt und seine Darbietung mit sympathischer Hut-Jonglage auflockert. Ebenfalls sympathisch, aber noch lange nicht mit so großer Ausstrahlung wie sein Vorbild Don Martinez, präsentiert der moldawische Artist Jim Bim seine Version von Martinez’ Trampolin-Komödie. Ausbaufähig sind auch die clownesken Zwischenspiele von Nobby und Direktionstochter Sonja Probst alias Lolli.

Beim Finale zeigt sich dann erneut, dass der West-Probst ein besonderer Circus ist. Die Artisten betreten schon während der abschließende Luftdarbietung die Manege, setzen sich still auf die Manegenkästen und bewundern die Künste der Mongolinnen. Kaum sind die auf dem Boden angekommen, beginnt ein mitreißendes Finale voller Zugaben und Temperament im Rock’n’Roll-Rhythmus, eifrig beklatscht vom begeisterten Publikum.

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch