Fünf Minuten zeigt Wang Junru kontorsionistische
Figuren im einarmigen Handstand, ohne auch nur einmal abzusetzen.
Viktor Kees Jonglage
fasziniert durch Ausstrahlung und Präzision. Die
Trampolindarbietung unter Einbeziehung einer
Steilwand, an der die Künstler auf und ab
laufen, ist unbeschreibar. Man muss diesen
Wahnsinn, der die Zuschauer zu orkanartigem
Beifall animierte, mit eigenen Augen gesehen
haben. Ebenso spektakulär das chinesische
Doppeltrapez mit atemberaubenden Pirouetten,
Salti und Handvoltigen.
Victor Kee, namenlose
chinesische Artisten
Nach der Pause geht es mit dem
sagenumwobenen Lichterballett weiter: Spitzentanz
auf Glühbirnen mit allerlei atemberaubenden
Pyramiden. Aber ganz ehrlich: Auf diese Nummer
könnte ich verzichten, denn insbesondere für
die Unterfrau scheint diese Nummer eine einzige
Qual zu sein. Riesigen Spaß machen dagegen die
Gruppennummern der übrigen Chinesen: Löwentanz,
Reifenspringen und Seilspringen. Für leise
Zwischentöne sorgen schließlich Igor Arefiev
und Claudel Doucet mit ihrem romantischen Pas de
Deux an Seidentüchern. Mehr als fünf
akrobatische Nummern gibt es aber auch im zweiten
Teil nicht zu sehen. Und hier liegt die Krux:
Zwischen den artistischen Darbietungen gibt es
für meine Begriffe zu viele Leerlauf-Phasen.
Die technische Umsetzung des
Spektakels ist dagegen gleichzeitig perfekt wie
verblüffend. Vor allem die verschiedenen Auf-
und Abgangsmöglichkeiten der Artisten sind
beeindruckend. Selbst unter der Zeltkuppel wurde
ein Artisteneingang installiert. Eine
gigantische Licht- und Tonanlage ist natürlich
Ehrensache. Darüber hinwegtäuschen, dass die
Inszenierung bisweilen etwas zu selbst verliebt
vor sich hin plätschert, können aber auch diese
technischen Gimmicks nicht. Alles dreht sich um
die vier Grundelemente Feuer, Wasser, Luft und
Erde, die in kunstvollen Kostümen menschliche
Gestalt annehmen. Eine wichtige Rolle nimmt auch
das Fantasiegeschöpf Dralion ein,
das zugleich Dragon und Lion ist und somit
westliche und östliche Kultur vereint.
Besonders langatmig, um nicht zu
sagen langweilig, nehmen sich aber vor allem die
Auftritte sprich Tanzeinlagen - der
Elemente aus. Und wenn dann auch noch in einer
seltsamen Fantasiesprache gesungen wird
zugegeben die Musik ist perfekt arrangiert sowie
live gespielt und gesungen ist für mich
das erträgliche Maß an Esoterik endgültig
überschritten. Gut, dass es die drei schrillen
Clowns gibt. Ihre Auftritte sind zwar
stellenweise auch viel zu lang und überdreht,
ihre hinreißende Parodie auf das sinnlose
Getänzel der Elemente aber ein kapitaler Hit.
Ähnlich wirkungsvoll das urkomische Geplänkel
zwischen Phlilippe Aymard und seinem
Opfer aus dem Publikum.
|