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Frankfurt, 14. Dezember
2005: Der Erfolg ist
beeindruckend selbst beim Veranstalter
zeigt man sich überrascht über den
sensationellen Erfolg von Andre
Hellers Afrika! Afrika. Der enorme
Aufwand von Material, Geld und Mensch scheint
durch fast ausschließlich ausverkaufte
Vorstellungen belohnt zu werden. Dem Projekt
kommt dabei aber sicher seine gewisse Exotik und
der Name Heller entgegen, denn wirklich
sensationelle Artistik wird nicht geboten. Dafür
erwartet den Besucher
eine überwältigende, mitreißende Inszenierung,
die Afrika als Kontinent der Lebensfreude
zelebriert. |
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Die
Künstler performen auf einer erhöhten Bühne,
eine Bambushütte, auf der die fulminante Kapelle
thront, dient als Artisteneingang und
Projektionen an die Zeltwände unterstreichen die
Inszenierung. Selbige ist dank geschicktem
Einsatz von Licht und Musik, sowie
choreografischem Geschick beeindruckend geraten.
Schwierig wird es nur, wenn man mit afrikanischer
Folklore nicht so viel anfangen kann. Überhaupt
kommt die Inszenierung etwas stereotyp daher. Der
Durchschnittseuropäer bekommt genau das, was er erwartet wenn er
„Afrika! Afrika!“ hört: es wird rhythmisch getrommelt und
ekstatisch getanzt.
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Vorgeführt wie in den
Völkerschauen zu Anfang des letzten Jahrhunderts werden die
afrikanischen Künstler freilich nie. Für meinen Geschmack wird man
Afrika aber nicht gerecht, wenn man es nur als Kontinent der
Lebensfreude verkauft. Neben der mitreißenden
Lebensfreude sind allen Künstlern eine
ausdrucksstarke Bühnenpräsenz und ein enormes
Körperbewusstsein zu Eigen, was sie von vielen
europäischen Artisten unterscheidet. Ihre
artistische Leistung ist dagegen nicht immer von
höchster Qualität. Wirklich herausragend sind
meines Erachtens nur der angolanische,
unglaublich ausdrucksstarke Klischnigger Makaya Dimbelolo, der sich gar durch einen
Tennisschläger zwängt, der faszinierend sichere
Boden-Jongleur Abdurazak Reshid Adem und die
spritzige äthiopische Truppe, die sich als
Pyramidenbauer und Stangenkletterer verdingt.
Eindruck macht auch die witzige
Performance von Dickson Oppong von der
Elfenbeinküste, der ohne zu Trinken wahre
Wasserfontänen speit. Nett auch der sehr
ästhetische Mix aus Klischnigg und Kontorsion
einer südafrikanischen Artistin, sowie die
parallel dargebotenen Antipoden-Spiele zweier
Artistinnen. Geschmacksache sind dagegen die
amerikanische King Charles Truppe, sowie die
französischen Breakdancer. Vom Publikum gefeiert
wurde Jean-Claude Belmat mit seiner ultra-coolen
Arbeit an den Strapaten, die auch in keinem
Circus fehl am Platz wäre, mir aber gerade
deshalb zu gewöhnlich erschien.
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Ohne Frage: Afrika!
Afrika! ist ein ungewöhnliches und
wunderbar inszeniertes Spektakel voller Exotik,
Lebensfreude und ausdrucksstarken Artisten in
einem beeindruckenden Ambiente. Wären da nicht
die stolzen Eintrittspreise zwischen 25 und 89
Euro könnte man die Show ohne Einschränkungen
empfehlen. So gilt es abzuwägen, ob man aufgrund
der tollen Inszenierung gewisse Abstriche bei der
Artistik in Kauf nimmt.
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Text und Fotos: Sven Rindfleisch
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