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Afrika! Afrika!
www.africancircus.de ; 18 Showfotos von Robert Bauer

Frankfurt, 14. Dezember 2005: Der Erfolg ist beeindruckend – selbst beim Veranstalter zeigt man sich überrascht über den „sensationellen Erfolg“ von Andre Hellers „Afrika! Afrika“. Der enorme Aufwand von Material, Geld und Mensch scheint durch fast ausschließlich ausverkaufte Vorstellungen belohnt zu werden. Dem Projekt kommt dabei aber sicher seine gewisse Exotik und der Name Heller entgegen, denn wirklich sensationelle Artistik wird nicht geboten. Dafür erwartet den Besucher eine überwältigende, mitreißende Inszenierung, die Afrika als Kontinent der Lebensfreude zelebriert.

Die Künstler performen auf einer erhöhten Bühne, eine Bambushütte, auf der die fulminante Kapelle thront, dient als Artisteneingang und Projektionen an die Zeltwände unterstreichen die Inszenierung. Selbige ist dank geschicktem Einsatz von Licht und Musik, sowie choreografischem Geschick beeindruckend geraten. Schwierig wird es nur, wenn man mit afrikanischer Folklore nicht so viel anfangen kann. Überhaupt kommt die Inszenierung etwas stereotyp daher. Der Durchschnittseuropäer bekommt genau das, was er erwartet wenn er „Afrika! Afrika!“ hört: es wird rhythmisch getrommelt und ekstatisch getanzt.

Vorgeführt wie in den Völkerschauen zu Anfang des letzten Jahrhunderts werden die afrikanischen Künstler freilich nie. Für meinen Geschmack wird man Afrika aber nicht gerecht, wenn man es nur als Kontinent der Lebensfreude verkauft. Neben der mitreißenden Lebensfreude sind allen Künstlern eine ausdrucksstarke Bühnenpräsenz und ein enormes Körperbewusstsein zu Eigen, was sie von vielen europäischen Artisten unterscheidet. Ihre artistische Leistung ist dagegen nicht immer von höchster Qualität. Wirklich herausragend sind meines Erachtens nur der angolanische, unglaublich ausdrucksstarke Klischnigger Makaya Dimbelolo, der sich gar durch einen Tennisschläger zwängt, der faszinierend sichere Boden-Jongleur Abdurazak Reshid Adem und die spritzige äthiopische Truppe, die sich als Pyramidenbauer und Stangenkletterer verdingt.

Eindruck macht auch die witzige Performance von Dickson Oppong von der Elfenbeinküste, der ohne zu Trinken wahre Wasserfontänen speit. Nett auch der sehr ästhetische Mix aus Klischnigg und Kontorsion einer südafrikanischen Artistin, sowie die parallel dargebotenen Antipoden-Spiele zweier Artistinnen. Geschmacksache sind dagegen die amerikanische King Charles Truppe, sowie die französischen Breakdancer. Vom Publikum gefeiert wurde Jean-Claude Belmat mit seiner ultra-coolen Arbeit an den Strapaten, die auch in keinem Circus fehl am Platz wäre, mir aber gerade deshalb zu gewöhnlich erschien.

Ohne Frage: „Afrika! Afrika!“ ist ein ungewöhnliches und wunderbar inszeniertes Spektakel voller Exotik, Lebensfreude und ausdrucksstarken Artisten in einem beeindruckenden Ambiente. Wären da nicht die stolzen Eintrittspreise zwischen 25 und 89 Euro könnte man die Show ohne Einschränkungen empfehlen. So gilt es abzuwägen, ob man aufgrund der tollen Inszenierung gewisse Abstriche bei der Artistik in Kauf nimmt.

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch